Hurra – Shanghai ist erreicht

Hurra – Shanghai ist erreicht.
> Am Dienstag, den 28.10.2014 erreichen wir Shanghai, das Ziel meiner Reise.
Der Tag war sonnig und keine Spur von Smog. Am Morgen genossen wir noch die touristische Kanalstadt Tongli, mit ihren traditionellen Gebäuden, den Souvenirläden und den Kanälen. Über Seenlandschaft, Kanäle und ländliche Gegend – auch hier wurde wieder Reis auf der Straße getrocknet – ging es dann auf wenig befahrenen Straßen nach Osten. Erst 40 km vor Shanghai nahm der Verkehr zu und langsam wich die Villenbebauung Industriebetrieben. Aufgefallen ist mir die “Shanghai General Bike Factory”.
Der Verkehr und das Strassengewirr mit kreuzenden Expressways wurde jetzt aufregender. Zunächst verhielten wir uns wie die vielen Motorroller um uns herum – nicht immer Regel konform aber mit etwas Drängelei effektiv, dann waren die aber plötzlich weg, was wohl auf das Schild Fahrräder und Roller verboten zurückzuführen war. Da mir Alternativrouten zu kompliziert waren, ignorierten wir die Schilder und kamen so heil und zügig im Hostel an. Das Hostel ist direkt am Volksplatz im Zentrum gelegen, sauber und mit 140 Yuan das DZ erschwinglich.
Nach der Dusche erkundeten wir bei spärsommerlichen angenehmem Temperaturen die Huang He Straße (Freßgasse – das Abendessen hat geschmeckt und hier versteht man doch tatsächlich etwas Englisch), die vonMenschen überquillende Nanjingstrasse (Fußgängerzone mit Nobelgeschäften – hier gibt es Kapitalismus und Kommerz in Reinstkultur, dem wir dank der Preise gut widerstanden, ebenso wie den “Massage”-angeboten, die alle 10 m von Schleppern oder hübschen Damen an uns herangetragen wurden) und den Bund, mit der Aussicht auf die hell erleuchteten bunten Hochhäusern.
Damit haben wir den gesamten Bogen von Hirtendörfern ohne Kanalisation bis zum Luxusviertel gespannt, bei dem auch wir Wohlstandsbürger uns fragen, wer es sich leisten kann, hier einzukaufen oder sogar hier zu wohnen.
Die Chinesen scheinen mit dem Kontrast gut klar zu kommen.
Kontrastprogramm haben wir am Tag drauf auch noch mal abgespult. Mit Konfuzius-, Stadtgotttempel und Buddhistischem Frauenkloster umspannten wir im Besichtigungsprogramm die religiöse Kultur Chinas, zu der vielleicht sogar noch das Gründungshaus der KP Chinas zu zählen ist. Für mich nachvollziehbar ist da aber eigentlich nur der Kofuzianismus, in seiner pragmatischen und menschlichen Philosophie.
Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und Kleinstbetrieben, die meist wie Schrottverwerter aussehen, den Teilen, die gerade abgerissen werden, den Teilen, die bereits Hochhäusern oder Einkaufszentren gewichen sind und dem Yuyuanteil, der aus historisch aufgeputzten Souvenirläden und Teehäusern erweiterte das Kontrastprogramm. Der sehr schöne Yuyuan-Garten lies ob der Menschenmengen leider auch keine genussvolle und kontemplative Atmosphäre aufkommen – hätte er aber ob seiner stimmungsvollen Anlage verdient. Die Viertel un der französischen Konzession protzten dann wieder vor Geld. Herrliche Villen in Alleen, Botiwuen und Cafes gibt es zu bestaunen. Paulaner verkauft hier sein Bier für 10€ (500ml). Chinesisches TsingTao Bier findet man erst gar nicht. Trotzdem sind die Cafés voll von jungen Leuten, die hier wohl das Geld ihrer Eltern ausgeben.
Am Abend trafen wir uns dann mit Hexin Wang (ein Zeiss Kollege) und Chunshi Gu, der uns das Einladungsschreiben für das 90 Tage Visum besorgt hatte. Die Visumsagentur hatte es fertig gebracht, uns damit ein Verwandtenbesuchsvisum zu beschaffen – Hut ab. Sie haben es verdient, von uns zum Essen eingeladen zu werden und Hexin hatte versprochen, es chinesisch und bezahlbar zu gestalten. Das hat er gut hingekriegt.
So und heute geht es dann nach Packen etc. 40 km durch Shanghai zum Flughafen und über Istanbul mit Turkish Airlines nach Stuttgart. Gerne hätte ich noch einen Fototermin bei Zeiss, Shanghai veranstaltet, aber im Regen 2×20 km durch Shanghai Radeln wollte ich mir dann doch nicht antun.

In Ruhe werde ich dann zu Hause die Berichte zu den fehlenden Etappen, die Bilder und das Fazit der Reise nachliefern.
Aber so viel vorab: Ich habe lange von einer solchen Reise geträumt und das Träumen und die Verwirklichung des Traumes haben sich gelohnt. Und am Ende war alles viel einfacher und unproblematischer als gedacht.
Und vor allem: Vielen Dank an Susanne, meine Kinder und meine Firma, dass sie mir das ermöglicht haben.

Der Weg nach Shangri la

> Mangels Gelegenheit, regelmäßig Blogeinträge zu schreiben, gebe ich hier einen kurzen Abriss meiner Reiseroute.
Nach Dunhuang ging es durch karge Wüstenlandschaft nach Jiayuguan. Hier beginnt die Große Mauer mit dem ersten Wachturm, einem Fort und einem restauriertem (neu gebautem) eindrucksvollen Stück Mauer den steilen Berghang hoch. Nachdem wir ein paar Tage später hinter einem Mauerrest gezeltet haben, können wir uns jetzt wirklich im alten China fühlen.
Wir fahren übrigens Autobahn, essen in Raststätten und fahren zum Schlafen an einer Ausfahrt raus und suchen uns einen Zeltplatz oder ein meist nicht komfortables Zimmer. In den Städten gibt (Jiayuguan, Zhangye) gibt es dann schon bessere Hotels. Die Temperaturen steigen tagsüber über 40 Grad.
Hinter Zhangye (Tempel mit riesigem liegenden Buddha) Richtung Xining wird die Landschaft auf 1500 bis 2000 m Höhe geprägt durch Getreidefelder und es wird zusehends schwieriger Zeltplätze zu finden, da die Chinesen jeden Quadratmeter freie Fläche auch bebauen. Wir schlafen mal auf einem abgeernteten Feld, mal in einem Glaspavillon (eiskalt) von etwas, das aussieht wie eine Vereinsgaststätte und befindet sich in einem ziemlich künstlich ausstehenden Vorzeigedorf. Die Straße ist jetzt eher Landstraßen ähnlich. Dann geht es zum ersten Pass auf 3685 m über Weiden mit Schnee bedeckten Gipfeln. Es folgt ein Pass über 3767 m und am nächsten Tag ein Tunnel bei 3797 m. Nach meinem Pamirtraining merke ich die Höhe kaum, aber Martin muss kämpfen. Die Abfahrt ist wunderbar, mal geht es ein malerisches Bächlein hinab, mal ähnelt das Ganze alpenländischen Bergwiesen – (echtem?) Edelweiß inklusive. Mal ist das Tal eng und schroff, mal weitet es sich und nach einer Biegung glaubt man, auf einen norwegischen Fjord zu blicken. Es ist aber ein Stausee. Die gibt es hier in Mengen, dazu noch Windräder als riesige Parks in der Wüste. Man merkt, dass die Stromversorgung absolute Prio hat – es gibt Strom in jeder Berghütte und keinen Pass ohne Stromleitungen – Niedervolt für die lokale Versorgung und Hochvolt für die Überregionale. Seehofer sollte sich das mal anschauen. In der Prioliste folgt der Straßenbau. Meist sind die Straßen hervorragend ausgebaut und wenn nicht, wird gerade gebaut. Das führt dann aber schon mal – gerade an den Pässen zu katastrophalen Verhältnissen. Ganz weit hinten in der Prioliste ist leider die Wasser- und Abwasser Infrastruktur, worunter die Hygiene schon sehr leidet. In Dörfern wird man schon mal auf das nächste Feld verwiesen, wenn man nach WC fragt.
Die Abfahrt endete übrigens mit einem heftigen Gewitter, -seit langem der erste Regen. Wir retten uns in eine Unterkunft im 2. Stock eines Kaufladens. Plumpsklo gibt es im Hinterhof – vorbei an einem bedrohlich bellenden altersschwachen Kettenhund. Solche Unterkünfte sind, wie wir später merken in Kleinstätten üblich und billig aber mit wechselnden Sauberkeitslevels. Die hier war von der besseren Sorte.
Gefrühstückt wird normalerweise in einem “Restaurant” um die Ecke, bestehend aus Nudelsuppe (mit Fleisch- und Gemüseeinlage) oder Reissuppe (Reis plus Wasser und Zucker) und Bautze (Dampfnudel mit Fleisch oder Gemüsefüllung) oder Maintau (Dampfnudel ohne Füllung). Schmeckt ganz gut, wenn wir auch manchmal zwei Portionen brauchen.
Jetzt ist das Ganze doch länger geworden – also kurz die weitere Route, die ich dann bei Gelegenheit verfeinern werde.
Von Xining geht es vorbei an Ping’an, das gerade wohl verdoppelt werden soll. Jedenfalls sind wir an leeren Wohnblocks und Hochhäusern in verschiedenen Bauphasen vorbeigefahren, die geschätzt locker für 100000 Menschen reichen. Bahnhof, neue Bahnstrecke und Park waren leer aber fertig.
Es geht dann über kleine Straßen, wobei wir den Gelben Fluss überqueren, in die Klosterstädte Xiahe und Langmusi. Die Klosteranlagen sind beeindruckend. Xiahe ist die größte Anlage außerhalb Tibets überhaupt. Aber tausend Mönche in roten Roben rumlaufen zu sehen, ist schlimmer als Rom zur Osterzeit und hat mich von der erstrebenswerten Transzendenz des Buddhismus eher nicht überzeugt.
Von über 3500 m geht es dann abwärts über Songpan- eine restaurierte Altstadt – nach Wenchuan auf 1400 m, wobei heftiger Gegenwind uns die Abfahrt vermiest. Die Gegend von Wenchuan wurde 2008 von einem Erdbeben schwer verwüstet und so ist das Uferviertel ziemlich kitschig mit Holzhäusern und LED Beleuchtung wieder aufgebaut. Trotzdem am Abend macht es sich ganz gut.
Hinter Wenchuan werden wir von Einheimischen auf die Autobahn geleitet – nur die sei befahrbar, die Landstraße ist in weiten Teilen immer noch unpassierbar. Das bringt uns das Erlebnis mehrerer Tunnelfahrten, die beiden längsten sind über 5 km lang. Da sie aber gut beleuchtet und 2 röhrig sind, sind sie bei mäßigem Verkehr gut befahrbar.
Vor Chengdu biegen wir nach Westen Richtung Wolong ab. Hier gab es mal den Panda Nationalpark. Nach dem Erdbeben wurden die aber erst mal evakuiert und sollen erst jetzt wieder angesiedelt werden. Im Wiederaufbau wurden tolle touristische Zentren mit Museen, Infotafeln etc. gebaut – nur ohne Pandas kommen auch keine Touristen und entsprechend war auch alles geschlossen. Die Straße dahin war im Übrigen entweder Baustelle oder vom Erdbeben noch komplett zerstört und daher fast nicht befahrbar. Ein 2 km langer Tunnel ist unbeleuchtet und die Fahrbahn ist voller mit Wasser gefüllter Schlaglöcher und Geröll. Es ist immer wieder spannend im Dunkeln in eine Pfütze zu fahren, von der man nicht weiss, wie tief sie ist. Glücklicherweise sind hier die Autos auch nicht wesentlich schneller als wir. Wir werden jetzt von drei Chinesen begleitet, die bis Danba die gleiche Route wie wir haben. Ihre Art zu übernachten ist es, in einer Stadt am Bürgermeisteramt -auch abends um acht- zu fragen, wo sie ihr Zelt aufstellen können. So schlafen wir im Hof eines öffentlichen Gebäudes, das sich als Exhibition Hall entpuppt, die nach dem Erdbeben gesponsert wurde, jetzt aber ungenutzt herumsteht.
Es geht dann den Berg hoch und höher und höher. Ist schon toll, wenn man keine Karte mit Höhenangaben hat. Bei 4480 m und einem Tagesanstieg von 1600m ist dann an einem Schrein mit Berggott Schluss. Unter chinesischer Ableitung dürfen wir dem dann 1 Yuan opfern und ihn um Glück bitten.
Es geht dann einen Tag abwärts und dann wieder aufwärts, wobei an einem Tag 2000 Höhenmeter zu bewältigen sind. Unsere Chinesen sind sehr nett, aber die Fürsorge für uns wird erstens teuer für sie – nur einmal setzten wir durch, das Abendessen zu bezahlen – und zweitens fühle ich mich mehr und mehr bevormundet. So ist es gut, dass sie sich nach 3 Tagen wieder von uns trennen, da einer sich die 2000m Etappe zu recht nicht zutraut.
Über Bamei ging es zur G318, die Verbindungsstrasse von Chengdu nach Lhasa. Wir wollten ihr bis Litang folgen.
Die Stasse ist erschütternd – schlechter bis miserabler Straßenbelag, viel LKW Verkehr und steil bergauf Am Abend erreichen wir die Passhöhe und es bleibt uns nur, hier auf 4412 m zu übernachten. Ich überstehe das ganz gut – Martin kämpft mit der Höhe. Es regnet in der Nacht und weicht die Straße auf, so dass sich bei der Abfahrt die Lastwagen in den Serpentinen blockieren. Dazu kommen noch lange Militärkolonnen aus Richtung Tibet – es scheint, als würde Tibet entmilitarisiert. Das Ganze ist eine ziemlich schlammige Angelegenheit, bei der wir zum Teil nur durch Schieben vorwärtskommen. Weiter unten ist die Straße besser. Tatsächlich wird die ganze Straße nach Lhasa neu gebaut, nur sind die Tunnels noch nicht fertig und so sind gerade die Passpassagen, die ja bald nicht mehr gebraucht werden, im alten nicht gewarteten Zustand. In einem längeren guten Abschnitt stoppt uns Sechuan TV, filmt uns und interviewt uns, was wir von der neuen Straße halten. Vielleicht sind wir jetzt ja in Sechuan berühmt. Es gibt dann noch einen Pass mit 4659m – ein paar Meter höher als mein Pamirrekord – und gefühlt weitere 5 Pässe über 4000m. Die Landschaft ist hier übrigens grünes Weideland und unterhalb 4000m bewaldet. Wir treffen viele chinesische Reiseradler, die alle unterwegs nach Lhasa sind. Das scheint derzeit ein Modetrend in China zu sein. Jedenfalls sind die Orte auf die Unterbringung von uns eingestellt. Einmal mieten wir uns in einem urigen Haus mit Oma, Mutter und Tochter mit angeschlossenem Laden ein. Geschlafen wird im Gemeinschaftsraum mit Panschen Lama Photo, Gebetsmühle etc. Ein Klo gibt es leider nicht und wir dürfen die 100m entfernte eher unappetitliche Dorftoilette genießen, was gute Chinesen nicht vom Telefonieren abhält. Das Frühstück besteht jetzt aus Weizenmehl mit Yakmilchtee.
Kurz vor Litang haben wir das Passfahren aber satt. Die Straße ist neu, nur wie gewohnt ist der Tunnel noch im Bau. Gemeinsam mit drei Chinesen beschließen wir, zu versuchen, ob wir mit den Rädern nicht doch passieren können. Keiner stoppt uns und Lichter brennen auch im Tunnel. Nur die Fahrbahn ist nicht asphaltiert. Diese ist zunächst feucht. Dann wird das Licht spärlicher und die Pfützen werden tiefer, bis sie die ganze Fahrbahn überdecken. An der Baustelle selbst verlief da Wasser in tiefen Gräben und bei spärlichster Beleuchtung durften wir uns die Röhre mit Betonmischer und Bagger teilen. Überall war jetzt Wasser – so abenteuerlich hatte ich mir unfertige Tunnels nicht vorgestellt und in dem Moment war mir nicht zum Photographieren zu Mute. Immerhin wir kamen mit nassen Füßen und verdreckten Rädern heil ans andere Ende.
Shangrila hieß unser nächstes Ziel und wir beschlossen dies aus Zeitgründen mit dem Bus in Angriff zu nehmen. Tatsächlich war die Fahrt über den Pass (4700???m) nach Xiancheng eine der schönsten Buspassfahrten überhaupt. Es hatte in der Nacht geschneit und am frühen Morgen sich durch die Nebelschwaden den Pass hochschrauben und die Blicke in die Täler genießen war atemberaubend.
Shangrila, Tigersprungschlucht, Lijiang, Luguhu, Xichang und der Weg nach Yibin folgen demnächst.

Chinas Wüsten – mit Rad und/oder Bus erfahren

Unsere ersten Erfahrungen mit China sind: 1. Wasser gibt es fast nur in 1/2 Literflaschen zu kaufen und wenn man größere Flaschen findet, ist es teurer. Da wir 3-4l weise einkaufen, gibt das eine ziemliche Plastikschlacht.
2. Ein freundlicher Verkehrspolizist gleich hinter der Grenze weist uns den Weg nach Kashgar: Wir sollten unbedingt die für Fahrräder verbotene Autobahn nehmen, da die Nebenstraße länger und schlechter sei. Den Rat befolgen wir, stellen aber fest, dass die Autobahn eingezäunt ist. Zum Zelten fahren wir nach einer Fahrt durch karge aber schöne Berglandschaft an einer der seltenen Abfahrten ab und campen unterhalb eines herrlichen Felsens, der uns trotz Warnung einiger Einheimischer nicht auf den Kopf fällt. Der nächste Tag bringt Rückenwind bei stetigem Gefälle und glatter Fahrbahn. Die 60 km nach Kashgar sind daher bereits am Mittag geschafft. Vor der zentralen Id Kah Moschee (schöne Anlage, das Bauwerk eher enttäuschend) gibt es erstmal Phototermin mit einem 60jährigem Reiseradler aus Lhasa (Ortlieb Radtaschen, Tubusgepäckträger etc. ) und in der Folge mit anderen chinesischen Touristen, bis ein Polizist diese spontane Menschenzusammenrottung auflöste. Wir bezogen das danebenliegende Hostel und besichtigten dann Basar und Altstadt.
Schlendern durch Kashgar mit seinem Flair zwischen Moderne und Altertum macht Spaß, wenn auch die chinesischen Erklärungen: “Wir renovieren und erhalten die alten Kulturgüter und integrieren und schätzen die verschiedenen Ethnien” angesichts der umfassenden Abrissarbeiten ziemlich aufgesetzt klingen. Auch war der Platz vor der Mao Statue gut mit gepanzerten Fahrzeugen besetzt. Nachdem wir auch noch ein gutes chinesisches Abendessen genossen hatten, das in massiven Kontrast zu meiner Ernährung in Zentralasien stand, war klar wir sind in China angekommen.
Für die weitere Reiseplanung hatten wir die Optionen, auf geradem Wege Richtung Schanghai zu zielen, oder die Kultur und Höhenlagen östlich von Tibet sowie die Naturschönheiten in Sichuan und Hunan zu erkunden. In letzteren Fall war es notwendig große Strecken mit Bus und Bahn zurück zulegen und bei der Auswahl der Strecken entschieden wir uns für die langen Wuestenabschnitte.
Also buchten wir zunächst eine 20 stündige Busfahrt nach Urumqi. Fahrradmitnahme sei kein Problem wird uns beim Ticketkauf versichert. Als wir dann vor dem Bus stehen, sehen die Gepäckfächer schon voll aus. Von Fahrrad geht nicht bis gegen runtergehandelte 300 Yuan schaffen wir das vergehen nur wenige Minuten. Dann wird ausgeladen, neu beladen und gestopft. Unsere Fahrräder haben auch noch überlebt. Dann steigen wir ein. Der Fahrgastraum hat 3 schmale Doppelstockbetten in der Breite und null Platz für Gepäck. Die Füße finden Platz im Raum unter dem Kopf des Vordermannes. Die Frau neben mir hat ein immer wieder Zeile des Kind und ein immer wieder klingelndes Handy dabei-letzteres nervt mehr. Klo gibt es im Bus nicht und auch nicht auf den Rastplätzen. Da darf man sich dann in die Büsche schlagen, was in der Wüste allerdings mangels Büschen nicht recht funktioniert. Tagsüber gibt es dann immerhin mal einen Platz mit Essen und Klo. Dafür kackt das Kind neben mir auf den Gang und eine Frau vor mir übergibt sich in eine Tüte. Trotz allem haben wir etwas geschlafen und sind heil in Urumqi angekommen.
Hier mieten wir uns ein Doppelzimmer in der Jugendherberge (mit Juherabatt) ein. Das Zimmer hat Klo und Dusche und ist seit Teheran das hygienischste, das ich erfahren habe.
Urumqi ist Großstadt pur, es finden sich moderne Glasbauten und Hochhäuser in Mengen, aber auch Uigurenwohnblocks. Sehenswert ist das Landesmuseum, dessen Botschaft klar ist: es gibt viele ethnische Kulturen hier und China ermöglicht eine Entfaltung dieser Kulturen innerhalb der historisch begründeten staatlichen Einheit. Die Botschaft wird so penetrant vorgetragen, dass sie schon unglaubwürdig wird. Zusammen mit den gepanzerten Fahrzeugen auf den Plätzen und schwer bewaffneten Kontrollposten vor den Banken wird klar, dass das mit der Harmonie in der Vielfalt nicht ganz der Realität entspricht. Es ist interessant, dass hier in der Provinz Russen, Tartaren, Tadschiken, Turkmenen, Mongolen,….und Uiguren leben. Es bleibt aber der Eindruck, dass die Bedeutung der Uiguren durch das Einbetten in noch so kleine Minderheiten heruntergespielt werden soll. Highlights des Museums sind aber die Seidenstraßen Infos und die wirklich umwerfenden Mumien, die im heissen Dand gefunden wurden.
Alles in allem gefällt es uns in Urumqi und dass wir hier einen Tag länger festsitzen, da der Bus nach Dunhuang erst am Samstag (23.08.) fährt, verschmerzen wir schnell.
Busfahren kennen wir jetzt ja schon, nur dieser war älter mit kaputten Stoßdämpfern, noch weniger Kopffreiheit und unsere Fahrräder passten nicht in die Gepäckfächer. Wir mussten also Räder und Sattel abmontieren, um die Räder überhaupt unterzubringen. Aber auch diesmal kamen sie trotz Holperstrecke und besagten Stoßdämpfern heil an und auch wir fühlten uns bei der Ankunft in Dunhuang gewappnet für neue Unternehmungen.
Dunhuang ist berühmt wegen seiner in die Felswand gehauenen Grotten, die vom 5. bis ins 18. Jahrhundert angelegt, mit Budhastatuen bestückt – die größte ist 36m hoch – und wunderbar bemalt wurden. Um 1900 fand man in einer Grotte dann noch jede Menge alter Schriften, die hauptsächlich von Briten und Franzosen in Sicherheit gebracht wurden und jetzt im British Museum und im Louvre zu bewundern sind. Einziger Wehrmutstropfen war der horrende Eintrittspreis von 180 Yuan (30$). Am nächsten Tag besteigen wir noch die Sanddünen, die hier als Wüstenausläufer bis an die Stadt heranreichen. Auch das ist toll – aber für ein Naturschauspiel 120 Yuan zu bezahlen, ist nicht angemessen.
Danach ist Schluss mit der Faulheit und es gilt noch am gleichen Tag sich in den Sattel zu schwingen und sich wieder auf die eigene Muskelkraft zu verlassen

Endlich China

Mit uns vor dem Tor wartet ein chinesischer weißer LKW, das Grenzpostenhäuschen ist leer. Aber 100m entfernt sehen wir einen Grenzer, dem wir uns bemerkbar machen. Er schlendert auf das Tor zu und öffnet es uns wortlos. Hürde Nr.1 ist geschafft. Wir fahren jetzt ein paar km weiter an einer schier endlosen LKW Schlange vorbei zu dem chinesischen Vorabfertigungsposten, geben unsere Pässe ab und warten. Nach einer knappen Stunde nutzen wir die Zigarettenpause der Passbeamtin zu einem Schwätzchen, worauf sie sich wundert, dass unser Gepäck noch nicht gescannt ist. Jetzt geht alles schnell: Gepäck vom Fahrrad laden (6 Taschen), in den Scanner schieben und warten, welche Taschen wir öffnen sollen. Zuvor hatten mich andere Reisende gewarnt, der Reiseführer Lonely Planet stehe auf dem. Index, weil der Dalai Lama darin erwähnt werde. Und da liegt neben dem Scanner doch tatsächlich schon ein Exemplar rum. Prompt will der Beamte meine entsprechende Tasche genauer begutachten. Ich packe sie aus und achte darauf den L.P. möglichst abzudecken. Dem Kontrolleur sticht sofort meine Chinakarte ins Auge, die er genaustens begutachtet und mich dann durchwinkt. Hürde Nr.2 ist geschafft. Nachdem auch Martin durch den (Vor)Zoll ist, wird ein Taxi geordert, das uns zum 140 km entfernten eigentlichen Grenzposten bringen soll. Unsere Pässe erhält der Fahrer zu treuen Händen. Radeln ist leider nicht erlaubt. Wir erwarten einen Pickup, es erscheint ein VW Santana ältester Bauart, dessen Fahrer behauptet, 12 Radtaschen und 2 Räder seien kein Problem. Nun ja, der Kofferraum ist nach 10 Taschen übervoll und die Fahrräder werden halt oben drauf gebunden. Wir protestieren vergeblich, steigen mit den restlichen Taschen ein, stehen während der Fahrt bei jedem Schlagloch Fahrradängste aus und kommen alle – wir und die Fahrräder – heil an.
An der Hauptgrenzabfertigung spielen wir die gleiche Prozedur wieder. Gepäck geht durch den Scanner, wobei der Mensch dahinter ziemlich lustlos alles Kommentar los passieren lässt – ob Obst, Wurst oder L.P.. Die Dame an der Passkontrolle hat Probleme mit dem Wort Bürgermeisteramt, das sie ins chinesische Formular eintragen muss -bei anderen Deutschen steht da einfach Stadt -, so dass sie sich um den Verwandten, den wir laut Visum 3 Monate besuchen wollen, nicht kümmert. Am 18.08. um 15:45 Uhr haben wir also auch die letzte Hürde zur Einreise genommen und unsere Pässe samt Einreisestempel in Händen.

Kirgistan haelt an mir fest

Die Absprache mit dem Taxi haette funktionniert und Martin ist auch puenktlich gelandet。 Nur Turkish Airline hatte eine kleinere Maschine eingesetzt und trotz vorheriger Versicherung halt Sperrgepaeck in Istambul stehen lassen。 Martin stand also ohne Fahrrad da und mit der Zusicherung,dass das Fahrrad mit der naechsten Maschine Samstag zugestellt wuerde。 Wir haben das Taxi also storniert,sind dann zum Turkish Airline Buero maschiert,wo eine freundliche jung Dame uns zugesichert hat, dass am Samstag morgen das Fahrrad ins Hotel geliefert wuerde und sie auch noch mal nach Istambul melden werde,dass das dringend sei。Immerhin gab sie uns ihre private Telefonnummer!!!Dann sind wir ins Hotel nebenan gelaufen,da ich im Guest House nicht mehr bleiben wollte。 Das Zimmer hier war etwas billiger,die Toilette und Dusche groesser aber fuer 20 Zimmer dann aber doch knapp bemessen。Das Ganze war noch von sowjetischen Zeiten gepraegt – sprich alles war gross angelegt,aber hat seine Glanzzeiten laengst hinter sich und das Personal hat sich um einen gekuemmert,wenn es Lust dazu verspuerte。
Immerhin war im Hotel auch noch das Touristenbuero untergebracht。Hier erhielten wir die Empfehlung,den Freitag fuer eine Wanderung in die Berge zu nutzen und in einer Jurte zu uebernachten。Das sagte uns zu,leider konnte uns der freundliche und kompetente Angestellte aber nicht mit einer Wanderkarte versorgen,statt dessen zeigte er uns Photos von der Landschaft und in welche Richtung wir uns jeweils begeben sollten。Am Freitag morgen machen wir uns also mit dem Taxi auf zum Pass und dann geht es zu Fuss Richtung Kamm。Dabei scheint anfangs die Sonne,wir geniesen die Aussicht und kommen gut voran。 Etwa 150 m unterhalb des Kammes 3200m)ziehen dann Gewitterwolken auf,es donnert(noch)in der Ferne und beginnt zu regnen, wobei der Regen bald mit Schnee und Hagel versetzt ist。Trotzdem erklimmen wir den Kamm und ich denke an all die schoenen Photos,die mir zur Orientierung gezeigt worden waren – nur sehen tue ich absolut nichts。Umkehren scheint die einzige Alternative,bis wir die Stimme eines Hirten hoeren,der uns im Nebel offensichtlich besser sieht als wir ihn。Er laedt uns zum Tee in seine Huette ein。Die Huette,in der er mit Familie lebt,besteht aus ein paar Plastik verkleideten Holzstreben。Zum Tee gibt es noch Brot und Milchfett,wir steuern unsere Wurst bei,die auch lebhaft Zuspruch erfaehrt。Dann verabschieden wir uns von dem ehemaligen Panzerfahrer,der in der DDR stationniert war,und seiner Familie。Leider verstehen wir die Wegbeschreibung nicht richtig und kommen komplett vom Weg ab. Kurz vor Sonnenuntergang wird uns klar,dass wir unser Tagesziel mit reservierter Uebernachtung nicht erreichen werden - eine schoene Erkenntnis in 3000m hoher Gebirgslandschaft。Aber in Kirgistan gibt es auf dieser Hoehe irgendwo immer die Jurte eines Hirten。Wir steuern die in Sichtweite an und fragen die beiden Frauen,ob sie uns helfen koennen。Wie selbstverstaendlich werden wir aufgenommen und erhalten Kuermuess und Nudeln zum Abendessen。Die Maenner kommen erst danach mit einigen Kuehen zurueck,wobei nur der Junge im Zelt schlaeft – mit uns ist fuer mehr Leute auch nicht Platz。Am Morgen sind dann alle mit Kuehemelken beschaeftigt,so dass wir ohne Fruehstueck und mit ordentlicher Wegbeschreibung aufbrechen。Auf der Fahrstrasse nimmt uns dann ein Einheimischer in seinem ziemlich neuen SUV mit zurueck nach Osh。Waehrend der Fahrt fragen wir ihn,was er dafuer haben moechte:die Antwort war: Geld spielt doch keine Rolle。Als wir ihm dann beim Aussteigen eine nach unserer Meinung angemessene Summe in die Hand druecken,will er doppelt so viel,was wir ihm nach seinem schoenen Satz aber verwehren。
Es ist Samstag Mittag,als wir im Hotel ankommen und kein Fahrrad vorfinden。In Osh ist das Airline Buero am Wochenende natuerlich geschlossen,ein Anruf in Istambul endet in einer Warteschleife。Da hilft nur die Privatnummer unserer freundlichen Airline-Angestellten。Und die geht tatsaechlich ans Telefon und verkuendet uns nach einigen Nachforschungen:Das Fahrrad ist im Flughafen in Osh,nur Zustellen geht am Wochenende nicht。Wir koennen es aber abholen。Das tun wir auch und das klappt auch!!!
Jetzt gilt es also fuer Sonntag eine Taxifahrt nach Sary Tash zu organisieren。Dabei hilft uns ein junger englisch sprechender Kirgise,der bei der staatlichen BroadCasting angestellt ist und mit uns heftig diskutiert,warum Putin in bezug auf die Ukraine im Recht und die USA und die Briten die Boesen sind。Warum Merkel zu letzteren haelt,versteht er nicht,aber immerhin ist er sehr an unserem gegenteiligen Weltbild interessiert。
Ach ja – beinahe haette ich es zu erwaehnen vergessen:Auf heftige Empfehlung von Martin habe ich den Zwangsaufenthalt in Osh noch zu einem Friseurbesuch genutzt und der hat ganz gute Arbeit geleistet und mich wirklich wieder zivilisiert。
Am Sonntag verlassen wir dann wirklich Osh。Osh braucht aber noch eine kleine Beschreibung: Es erstreckt sich an den Ufern eines Flusses mit schoen angelegtem Park und lebhaften Basaren。 Den Fluss kann man im Sueden und Norden der Stadt auf Bruecken ueberqueren,die Hauptverbindung ueber den Fluss geht aber zentral durch die Stadt mit Basar,Hotels,Taxi und Minibusabfahrtstellen。Diese Hauptverbindung hat nur ein Problem:sie soll offensichtlich neu gebaut werden und so besteht diese Magistrale aus aufgerissener Strasse und einer hoelzernen Behelfsbruecke fuer Fussgaenger mit Treppen,die auch fuer Radfahrer unpassierbar sind。Arbeiten habe ich waehrend meiner Tage in Osh daran aber niemanden sehen。Bei Nacht ist das Ganze unbeleuchtet und die Einheimischen haben ihre Taschenlampen parat,waehrend ich ueber die Steine gestolpert bin。Nun denn am Sonntag steht unser Taximanager zur vereinbarten Zeit im Hotel und erklaert uns,dass das Taxi nur sehr schwer zu uns kommen kann,da wir auf der falschen Seite des Flusses seien。Er erkennt aber auch sofort,dass wir mit unseren bepackten Raedern auch nicht ueber die Bruecke kommen。Er fuehrt uns also eine halbe Stunde auf Schleichwegen durch Basar,Fussstege und aehnliches zum Fahrzeug。Hier werden unsere Raeder zusammen mit einer Antriebsachse auf das Dach eines Hondas gebunden,der Kofferraum wird mit unseren Taschen und anderem Gepaeck,der Fahrgastraum mit uns und zwei weiteren Fahrgaesten vollgestopft。Um 14 Uhr erreichen wir Sary Tash。Ich kenne die Strecke ja eigentlich, aber jetzt zeigt sich das Bergpanorama und auch der Pass vor Sary Tash schneebedeckt。

Wir und wunderlicher Weise auch unsere Fahrraeder kommen aber wohlbehalten an und so geht es jetzt endlich Richtung Grenze。
Die Sonne scheint und es geht zuegig gen Osten mit ertraeglichen Steigungen。Dann kommt Wind auf,der uns in Boeen richtig zu schaffen macht,dann fallen die Temperaturen und dann beginnt es erst zu regnen und dann zu schneien。300m unterhalb des 3600m Passes befindet sich eine Abzweigung – die alte Strasse vermeidet die Hoehe fuehrt dabei aber wellig auf Schotterpiste weiter。Hier steht ein Strassenwaerterhaeuschen und ein aelterer Herr laedt uns zum Uebernachten ein。Da meine Handschuhe ganz weit unten verstaut sind und mir die Finger abfrieren,beschliessen wir zu bleiben und beziehen ein Zimmer mit mehreren Doppelstockbetten wohl fuer Bauarbeiter。Der Ofen in der Stube schafft es im uebrigen nicht,Waerme ins Haus zu bringen und auch die Teezubereitung dauert etwa eine Stunde。Es zeigt sich dann,dass der aeltere Herr hier gar nicht uebernachtet,sondern sein Sohn,der eigentliche Strassenwaerter,mit Frau und Kind hier wohnen。Diese kommen erst spaeter und werden dann mit uns allein gelassen。Die Verstaendigung mit ihnen ist zaeh aber freundlich。 Zum spaeten Abendessen – der Ofen zieht lange nicht richtig – gibt es dann eine ziemlich duenne Nudelsuppe,Melone und Brot。Sonderlich ueppig leben die Menschen hier nicht,trotzdem bleibt immer was fuer Ueberraschungsgaeste。
Am Morgen machen wir uns frueh ohne Fruehstueck auf,um nicht weiter zur Last zu fallen。 Martin hat mit der Hoehe zu kaempfen aber ich geniesse die anfangs noch weisse (und gefrorene) Landschaft。Bis zur Grenze geht es noch mal in einen tiefen Talabschnitt,der mir zu einer Rekordgeschwindigkeit verhilft und dann wieder steil bergauf。Die Landschaft mit dem tiefen Flusseinschnitt und der Schnee-Berg-Kulisse ist ueberwaeltigend。
Im letzten Ort vor der Grenze kaufen wir noch mal Brot。Der kirgisische Grenzuebergang ist innerhalb von 5 Minuten passiert。Dann geht es 1 km steil bergauf durch Niemandsland Wir treffen hier ein deutsches Paaerchen,das zu Fuss unterwegs ist,und ich tausche meine letzten Som in Yuans。Wir haben es eilig,denn die chinesischen Grenzposten sollen nach Pekingzeit (sprich +2h)arbeiten und ueber Mittag schliessen。Nur wann ist Mittag?Um 7 Minuten nach 11Uhr stehen wir an dem verschlossenen Tor der chinesischen Grenze。


 

Kirgistan – die Bruecke von Zentralasien nach China

Kirgistan betreten wir am 8. August auf 4280 m. Das laesst darauf schliessen, dass es bergig wird. Auf den Ausblick auf Pik Lenin mit 71xx m hatten wir uns schon gefreut, aber Kirgistan begruesst uns mit Wolken. Trotxdem ist dieser Grenzpass einer der aussichtsschoensten der Reise.

Es geht jetzt abwaerts, den Grenzposten erwarten wir erst in 15 km. Davor duerfen wir uns darauf freuen, dass die Strasse besser wird, allerdings muessen wir noch zwei Baeche ueberqueren, was nicht ganz ohne nasse Fuesse bzw Fahrradtaschen abgeht. Auffallend ist das ploetzliche Gruen. Wir sind nicht mehr in einer Mondlandschaft sondern in Weideland wenn auch steilem. Erkauft wird das durch die Wolken, die im Laufe des Nachmittags sogar ein paar Tropfen Wasser spenden. Die offizielle Grenzabfertigung macht zwar einen etwas aufgeraeumteren Eindruck als auf der tadschikischen Seite, aber auch hier ist es mit einer 5 minuetigen Registrierung unserer Paesse getan. Das Tor bzw. Gatter nach Kirgistan duerfen wir dann selbst oeffnen und wir sind so freundlich, wie von Bergwanderungen gewohnt es auch wieder zu schliessen.

So geniesen wir jetzt die Abfahrt nach Sary Tash, wobei uns der Gegenwind etwas ausbremst und quartieren uns in Leda`s Cafe ein. Das Zimmer ist schoen, das Essen nicht sehr ueppig – Nudelsuppe mit Fleisch zum Abendessen, Nudelsuppe ohne Fleisch zum Fruehstueck. Immerhin erhalten wir Nachschlag. Und es gibt hier wieder Laeden mit Obst und Cola sowie ordentliche Telefonverbindungen. Thiemo nutzt das, um Rolf (der eine Schweizer aus Duschanbe, Khorogh,..) anzumailen, welche weiteren Reiseplaene er hat. Denn es wird immer deutlicher, dass meine Reisekonstraints nicht zu seinen Plaenen passen: Warten in Osch auf Martin bzw mein Visum, dann moeglichst schnell in den Sueden Chinas und von dort nach Shanghai. Dagegen moechte Thiemo ja innerhalb von drei Monaten China erkunden und erst dann im Sueden landen, um nach Ostasien auszureisen.

Jetzt brechen wir erst mal Richtung Osh auf und treffen dabei unseren belgischen Freund wieder, der aber erst noch einkaufen muss. Es geht zunaechst auf einen 3615 m Pass und danach gibt es endlich mal eine Abfahrt, die man voll auskosten kann. Dass der Tacho am Ende 70 km/h als Maximalgeschwindigkeit zeigt, war mir gar nicht bewusst wewesen. (Leitplanken gab es uebrigens.). Nun geht es durch herrliche Berglandschaft, die mich mal an die Alpen, mal an die farbigen Felsformationen im Iran, mal an die tief eingeschnittenen Taeler von Montenegro und mal an die gruenen Ostalbberge mit bizarren Kalksteinformationen erinnert. In einem Cafe essen wir zu mittag (Gulasch und “Wan-Tan” Teigtaschen) und bekommen spaeter noch eine Honigmelone geschenkt (sind wir wirklich nicht im Iran gelandet?). Eine Wasserstelle nutzen wir zur Rast, wobei nach der Anzahl der Autos, deren Insassen hier Wasser schoepfen zu urteilen, die Qualitaet wirklich hervorragend sein muss. Als dann eine Frauengruppe auch noch das Tanzen an der Quelle anfaengt, wird es Zeit weiterzufahren. Wir zelten dann an einer malerischen Schlucht neben einem der hier typischen Friedhoefe: die Graeber sehen aus wie kleine Burgen.

Rolf hat sich zurueckgemeldet: er faehrt gerade von Osch zurueck nach Sary Tash und will von da ueber den Irkeshtam Pass nach China radeln. Morgen frueh muessten wir ihm begegnen. Thiemo entscheidet sich verstaendlicher weise, sich ihm anzuschliessen und so nutzen wir den Abend fuer Abschiedsgespraeche: Gehen die gemeinsamen Erlebnisse durch und analysieren, wo wir uns auf den Keks gingen aber auch wo wir froh um einander waren. Tja so geht ein wesentlicher Reiseabschnitt fuer uns beide zu Ende. Das erfuellt mit Wehmut aber eine solche Reise lebt auch von Veraenderungen und so schauen wir beide frohgemut in die Zukunft.

Als wir am Morgen unseren Reiseproviant sortieren, kommt auch Rolf schon des Weges und bald bin ich alleine auf mich angewiesen. Ich geniese die Abfahrt nach Gulchur und mal wieder meinen Rhytmus fahren zu koennen, ohne um mich zu blicken, ob das fuer meinen Reisepartner auch gut ist. Ab Gulchur geht es dann wieder 800 m aufwaerts. Auf halber Hoehe mache ich Mittag und Nickerchen. Als ich wieder losfahren will, ist mein Hinterrad platt. Ohne Wasser finde ich das Loch nicht, wechsle den Schlauch und verschiebe das Flicken auf Osch. Der Pass gestaltet sich als kirgisischer Ausflugsort par excellence. Es gibt Yurten, Zelte und Container in denen jeweils Kuemues, Kurdak und Kurut angeboten wird. Jetzt um 6 Uhr ist aber nichts mehr los und so halte ich auch nicht an.

Ich zelte in der Naehe eines Dorfes, nachdem ich mir Aprikosen und Cola erstanden habe. Ich koche viel zu viel, aber bald werde ich dann ja mit Martin reisen. Den Tag alleine habe ich – bis auf den Platten – genossen und jetzt geht es in gemaechlicher Abfahrt nach Osh. Ich quartiere mich im Osh Guest House ein und goenne mir ein ueberteuertes Einzelzimmer, in das ich mein schlossloses Fahrrad mitnehmen darf. Das Guesthouse ist etwas eng in verschiedenen Appartments eines Wohnhauses untergebracht. Dadurch ist die Kommunikation mit anderen Reisenden nicht optimal und auch der Herbergsvater kann Informationen liefern, wie er die Weiterreise organisiert, hilft bei Fremdanbietern aber eher nicht. Fruehstueck bestellte ich zweimal am Tage vorher und erhielt am naechsten Tag leider nichts zu essen. Offensichtlich leidet die Organisation etwas am Erfolg und Bekanntheitsgrad. Die Tage in Osch habe ich genutzt zum Equipment sortieren, Blog schreiben und auch etwas Sight Seeing zu machen. Auch Osch hat einen Thron des Salomons – der Felsen praegt das Bild von Osch, hat mit Salomon aber nun wirklich nichts zu tun. Eindrucksvoll ist er trotzdem. Ach und dann bin ich auch noch mehrere Tage hintereinander gepflegt incl. Bier essen gegangen und habe den Basar um seine Obstbestaende gebracht. (Trauben, Pfirsiche, Aepfel, Aprikosen,..)

Jedenfalls plane ich morgen am 14.08. um 6:00 morgens Martin, der aus Deutschland einfliegt, im Guesthouse zu treffen und dann um 7:30 Uhr mit dem Taxi nach Sary Tash zu fahren und von dort mit dem Fahrrad hoffentlich vor der Grenzschliessung am Wochenende Irkeshtam zu erreichen und nach China einzureisen. Ob das Taxiarrangement morgen funktionniert, bleibt abzuwarten. Schliesslich habe ich das mit jemandem vereinbart, der kein Englisch kann und selbst die Abfahrtsorte der Taxis sind hier nicht ganz eindeutig. Aber Abenteuer soll die Reise ja sein.

Die Welt vom Dach aus betrachten – der Pamir

Am 16.7. verlassen wir Uzbekistan und haben Visabedingt bis zum 10.08. Zeit Tadschikistan kennenzulernen und den Pamir Highway zu erradeln.

Fuer mich ist uebrigens gerade Halbzeit meiner Reise. Ich bin in 109 Tagen 8465 km geradelt, dabei 69965 Hoehenmeter erklommen und einen Schnitt von 77,7 km incl. Ruhetage zurueckgelegt. Um es vorwegzunehmen: Tadschikistan wird diesen Schnitt kraeftig nach unten druecken wegen der schlechten Strassenverhaeltnisse, den herausragenden Hoehen ueber 4000m und den obligatorischen Magen-Darmproblemen. All das ist einberechnet und so freue ich mich auf das Abenteuer Pamir.

Uzbekistan entlaesst uns mit gemischten Eindruecken. Die letzten km haben wir ebene Strecke, gute Strasse und Rueckenwind. Gruene Felder mit Weinanbau – wir bekommen Weintrauben geschenkt – , weite Ebene, viel Wasser, bunt gekleidete Frauen und Kinder ergeben den Eindruck einer perfekten Idylle. Wir kommen dann noch an einer “Wallfahrtsmoschee” vorbei – eine kleine Moschee mit zwei Graebern davor, die nach mehrfacher Umrundung Lehm, den man in einer Oeffnung heiligt, zum Heilmittel wandelt, mit dem die Leute sich und ihre Kinder bestreichen. Wir werden eingeladen, mitzumachen.
Im Kontrast dazu schockt uns Denov die letzte Stadt vor der Grenze – verstopft von Autos ist sie einfach nur laut und sobald man anhaelt, werden man selbst und das Fahrrad von allen Seiten betatscht. Wir beeilen uns also nach dem letzten Einkauf zur Grenze zu kommen. Dort werden von den unfreundlichen uzbekischen Beamten nach gebuehrender Wartezeit einige unserer Taschen durchsucht und nach einer Stunde stehen wir den tadschikischen Beamten gegenueber. Die blicken zwar finster drein, nach 15 Minuten sind wir aber nach etwas Small Talk ueber Fussball abgefertigt.

Der erste Ort hinter der Grenze empfaengt uns freundlich. Weil mich ein Eingangsportal an eine christliche Kapelle erinnert, halten wir. Es ist der Eingang zu einer Moschee mit Rosengarten im Innenhof . Wir werden von den alten Maennern mit ihren blitzenden Goldzaehnen, die es sich auf einer Bank im Garten gemuetlich gemacht haben, in Beschlag genommen, uns wird die Moschee gezeigt und mitten im Ramadan wird uns Saft angeboten. Derer Ort gefaellt uns – durch die Strassen fliesst in offenen Rinnen reichlich Wasser, das die Leute zumindest als Wasch- und Brauchwasser reichlich schoepfen. Ob sie fuer Trinkwasser sicherere Quellen haben, weiss ich nicht. Dennoch wollen wir noch ein paar km weiterfahren, zum Abend kommen wir aber an einer riesigen Aluminiumfabrik vorbei, die mit ihrer Abgasfahne die Umgebung weitraeumig berieselt und wir es auch nicht mehr schaffen, aus ihrem Dunstkreis herauszukommen. Spaeter als wir feststellen, dass in Tadschikistan quasi keine Waren selbst gefertigt werden, erfahren wir, dass das die groesste Industrieanlage in Tadschikistan ist, sie aber von den Energielieferungen aus Usbekistan abhaengig ist. Wir campen also zwischen Strasse und Tomatenfeldern und bekommen auch ein paar geschenkt.

Am folgenden Tag bekommen wir einen Vorgeschmack auf die tatsaechlichen Strassenverhaeltnisse in Tadschikistan. Eine zig km lange Baustelle verwandelte die Strasse in eine Lehm- und Staubpiste mit Strassenloechern und Waschbrettmuster (Rinnen quer zur Fahrban im 50 cm Abstand, die das Gehirn und den Magen selbst bei Gewchwindigkeiten unter 10 km/h durcheinanderwirbeln.) Noch nehmen wir das gelassen als Pamirtraining hin.
Da Thiemo fuer den Pamir noch kein Permit hat, ist unser erster Weg in Duschanbe Richtung OVIR. Da wird Thiemo im Laufe dieses und des naechsten Tages mit Auskuenften wie gibt es nicht, dauert Tage, kostet zig Dollar bedraengt. Er ist hartnaeckig genug, diese abzuwehren und erhaelt das Permit am Tag drauf (Freitag) ohne Bestechungsgelder und aehnliches.
Ich nutze die Zeit fuer Anrufe im Geschaeft, Waesche waschen, Blog schreiben (Uzebikistan) etc. Im Hostel, das uns im wesentlichen eine Kueche, eine Klo, eine Internetverbindung und einen Innenhof zum Zelten zur Verfuegung stellt, treffen wir 1 Deutschen, 4 Schweizer und 1 Belgier, die alle bereits am naechsten Tag Richtung Pamirhighway weiterradeln wollen. Wir brechen einen Tag spaeter auf (nachdem sich Thiemo die Nacht mit Bilder hochladen um die Ohren geschlagen hat, was mich schwer an meinen Sohn erinnerte und mich um so mehr aergerte, werden aber alle wiedersehen.

Von Duschanbe haben wir ausser dem Ovir nicht viel gesehen, beim Losfahren finden wir aber unerwrtet ein paar Geschaefte, die mir Dinge wie neues Tagebuch, Taschenlampenbatterien und Fahrradflasche zu kaufen ermoeglichen. Und dann erspaehen wir vor dem Abzweig in den Pamir noch die Prachtbauten wie Praesidentpalast und Prunksaeulen in den Parks, die wir ausgiebig bestaunen und mit Eisessen touristisch wuerdigen.
So kommt es dass wir erst nach 12:00 Uhr das Abenteuer Pamir wirklich in Angriff nehmen. Die Strasse ist zunaechst breit und gut ausgebaut. Da wir aber beschlossen haben, die Nordroute nach Khorogh zu nehmen, die kuerzer hoeher und mit schlechterem Strassenbelag versehen ist, dafuer aber bessere Aussichten und weniger Verkehr bietet, wird sich das noch aendern. Wir zelten in einer Streuobstwiese, deren Besitzer im langen Afghanenmantel (ist der wirklich praktisch?) uns am naechsten Morgen erst zu Ende fruehstuecken laesst, bevor er ein kurzes Schwaetzchen mit uns haelt, und erreichen am kommenden Tag Obigarm und kurz dahinter bestaunen wir einen tadschikischen Tiermarkt. Danach wird die Strasse dann schlechter und ist nur noch teilweise mit abnehmender Tendenz asphaltiert. Thiemo, der bis dahin unasphaltierte Wege so weit wie moeglich gemieden hat, ist auf diesen Wegen bergab und eben langsamer als ich, bergauf aber haengt er mich unabhaengig vom Belag ab. Etwas Sorgen mache ich mir schon, wie ich die 4000er Paesse bewaeltigen werde. Am Nachmittag holen wir dann die 3 Schweizer und den einen Deutschen, die gemeinsam radeln, ein und beschliessen gemeinsam am Ende eines Tales mit herrlicher Bergsicht ein Zeltdorf (6 Leute, 5 Zelte) aufzuschlagen. Wir unterhalten uns sehr angenehm. Am Morgen fahren Thiemo und ich dann aber voraus, sonst wird die Gruppe zu gross und unhandlich.

Ab jetzt gilt, die Landschaft wird immer shoener, die Strasse und die Versorgungslage in den Orten immer schlechter. Wasser gibt es nicht mehr zu kaufen, wir schoepfen also Wasser aus Bergbaechen oder wie die Einheimischen aus Brunnen, filtern dieses aber zusaetzlich. Brot gibt es in den Laeden auch nicht mehr, meist wird uns auf Nachfragen aber welches von Nachbarn unentgeltlich oder zu angemessenen Preisen (manchmal auch zu ueberhoehten) ueberlassen. Aprikosen oder Sauerkirschen bekommen wir ab und an geschenkt, in den Geschaeften gibt es hoechstens Melonen, sonst aber Fleisch aus der Dose, Einheitswurst und mit Glueck finden wir etwas Kaese und Gurken und Tomaten, die meist ziemlich schnell vergammeln. Reis, Nudeln, Kekse und Bonbons sind in Unmengen ueberall zu haben. Irgendwoher muessen die Goldzaehne ja kommen.
Die Checkpoints haefen sich jezt auch – die jungen Soldaten sind meist freundlich, nehmen unsere Paesse in Empfang, uebergeben sie ihrem Chef, der geht damit in seine Huette / Haus und schreibt Name und Passnummer (dass er immer Garreis als Nachnahme identifiziert, glaube ich eher nicht) in ein dickes Buch, was meist einige Zeit dauert,  und gibt uns danach die Paesse freundlich wieder zurueck. Wir hatten nie Angst, dass irgendein Schmuh mit den Paessen getrieben wird, geschweige denn, dass irgendjemand Geld von uns wollte. Entgegen frueheren Reiseberichten scheint man inzwischen auch von offizieller Seite Touristen gut behandeln zu wollen.

Der Anstieg auf den 3252 m Pass hat es dann in sich. Thiemo faehrt mir mit den Pausenproviant davon, ich ueberanstrenge mich in der Hitze des Anstieges und bleibe an manchen Schiebepassagen fast stecken. Irgendwann gebe ich es auf, mich ueber Thiemo zu aergern und ihm hinterherkommen zu wollen und fahre ab jetzt mein Tempo, halte wenn ich es noetig habe und lasse ihn warten. Als er dann wirklich mal auf mich wartet, erklaere ich ihm, was ich brauche, wir machen eine lange (inzwischen Nach-)mittagspause und nehme den Pausenproviant ab jetzt zu mir. Thiemo bemueht sich ab da, auf mich Ruecksicht zu nehmen. Auf dem Pass habe ich mich dann wieder erholt – wir geniesen die Hoehe und beschliessen hier zu uebernachten und die Zeit fuer einen kleinen Abstecher auf den Huegel neben dem Pass zu nutzen, der uns eine herrliche Aussicht beschert.

Am Morgen geht es dann abwaerts und diesmal fahre ich Thiemo davon. Das enge Tal ist ueberwaeltigend, mit Nomadenbehausungen, die sehr provisorisch aussahen. Am Ende badeten wir dann in einem klaren und kalten Bergbach, bevor wir Kalaikhum erreichen. Hier treffen sich Nord- und Suedroute wieder. Wir freuen uns, die Nordroute genommen zu haben, denn es gab da tatsaechlich fast keinen Verkehr (ein Auto/ LKW pro Stunde) und der Pass war wunderschoen.
Ab jetzt geht es dem Panjifluss entlang, der die Grenze zu Afghanistan markiert. Wir bewundern noch ein deutsches Entwicklungshilfeprojekt zur Grenzueberschreitenden Stromversorgung (eine Umspannstation und Stromkabel ueber den Fluss sind zu sehen) und schauen badenden afghanischen Kindern auf dem gegenueberliegenden Ufer zu. Unser Blick gilt in den naechsten Tagen den afghanischen Bergen und Doerfern, deren Bauweise eher iranisch anmutet.
Die Strasse ist jetzt eine Mischung aus schlecht asphaltiert und gut gekiest. Ich fange an, mich zu wundern, dass ich so schwitze und staendig trinken muss. Ein Blick auf das Thermometer erklaert mir das: es klettert in der Sonne bis ueber 50 C – das ist bisheriger Rekord, so heiss war es auch in der Wueste nicht und wird es gluecklicherweise auch die kommenden Tage nicht mehr. Das Tal wirkt wie ein Brutkessel, der die Hitze speichert und der Wind gibt ein Gefuehl, wie wenn man von einem heissen Foen angeblasen wird.  Wir halten an einer Raststaette und machen bis 16:00 Uhr Pause mit Fleischsuppe und Melone, bevor wir dann weiterradeln. Am Tag drauf treffen wir dann immer wieder Entwicklungshilfeprojekte, die die Wasserversorgung verbessern, Tourismus foerdern oder nur Erdrutsche verhindern sollen. Ob sie sinnvoll sind, weiss ich nicht, die Bevoelkerung scheint mir jedenfalls mit ihren Verhaeltnissen ganz gut klar zu kommen.  Der Pamir Highway – der Verkehr hat jetzt zwar zugenommen, ist aber eher maessig – ist in den Sommermonaten aber auch zum Fahrradhighway geworden, heute treffen wir Spanier, Franzosen und Deutsche, die uns entgegenkommen und unseren Belgier aus Duschanbe treffen wir auch wieder. Wir zelten gemeinsam mit ihm an Maulbeerbaeumen. Drunter wir uns verboten, da da die reifen Maulbeeren trocknen, die dann in den Laeden zu kaufen sind. Beim Losfahren nach dem Fruehstueck bemerkt Thiemo meinen naechsten Platten, so dass uns der Belgier wieder vorausfaehrt. Der Tag steht dann im Zeichen schoener Flusslandschaft, da das Tal sich weitet und der Fluss durch die Ebene maeandert, frecher werdender Kinder, die Steine werfen, als wir uns weigern ihre gefangene und gequaelte Schlange zu bewundern und Thiemo, der anfaengt hinter mir her zu hinken. Am Abend weitet sich das zu Uebelkeit, Kopfweh und Fieber aus, so dass wir in einem Dorf bleiben und zelten. Eine alte Frau bringt uns, nachdem wir gekocht haben, zusaetzlich Brot, Kartoffeln und Aprikosen und auch beim Fruehstueck gibt es eine extra Portion Tee, Kekse und Aprikosen. Die Einladung zur Sauna vom Herrn des Hauses, verschludere ich leider, da ich zunaechst den Geschirrabwasch beenden muss und er danach nicht mehr zu sehen ist. So gut genaehrt geht es Thiemo dann am Morgen auch wieder besser und wir machen uns auf besser werdender Strasse auf nach Khorogh, wo gemeinsam mit uns gerade die einzige Maschine des Tages aus Dushanbe auf der Landebahn neben der Strasse landet. Im Hostel treffen wir dann unseren Belgier, den vierten Schweizer (Rolf) aus Duschanbe und den Deutschen (Gustav) aus Duschanbe wieder. Alle inclusive Thiemo zelten auf der Veranda, waehrend ich mir ein Zimmer fuer 3 $ extra goenne. Rolf und Gustav wollen am kommenden Tag den Pamir Highway direkt weiter fahren, Thiemo und ich den Umweg ueber das Wakhan Tal nehmen und der Belgier eine kleine Strasse quer durchs Gebirge.

Thiemo will sich ausruhen, waehrend ich am Abend alleine Essen gehe. Allerdings hat fast alles zu und es ist schon sehr dunkel. Ich ende dann in einem Cafe, in das mich ein junger Mann abgeschleppt hat, in dem zwei Frauen kochen und ein alter Mann das Kommando fuehrt. Ich bekomme Pommes mit Wurst, vertrocknetes Brot und einem kleinen Fisch, wegen dem ich eigentlich zugesagt hatte hier zu essen. Das von mir gewuenschte Bier wird im nahe liegenden Laedchen fuer mich gekauft. Ich habe die Atmosphaere als alleiniger Gast dennoch genossen – nur wie die beteiligten Personen von meinen 21 Somonis leben wollen, ist mir ein Raetsel.

Am kommenden Tag brechen Thiemo und ich dann ins Wakhan Valley auf. Es geht zunaechst weiter den Panji Fluss entlang, bevor die “Strasse” dann die afghanische Grenze verlaesst und ins Hochgebirge fuehrt. Schwierige Wegverhaeltnisse, totale Abgeschiedenheit, Wegpassagen oberhalb 4000 m und herrliche Ausblicke auf den Hindukush erwarten uns. Es schliesst sich uns ein sympathisches schweizer Paerchen um die 30 an. Beide haben ihren Job (Berufschullehrer und Ergotherapeutin) fuer diese Reise gekuendigt. Sie werden sich etwas mehr Zeit fuer den Streckenabschnitt goennen, wollen aber zunaechst mit uns fahren. Ich geniesse das gemeinsame Fahren, und die neuen Gespraechspartner. Allerdings kommt man zu viert langsamer voran, da jeder seine Probleme und Wuensche hat. Thiemo kaempft immer noch mit Durchfall und Schwaeche, ich habe schon wieder einen Platten und beschliesse daraufhin auch gleich, Kette zu wechseln, die Schweizer kochen mittags und wollen abends nicht so lange fahren wie wir. Fuer ein paar Tage bietet das aber willkommene Abwechslung. Bis Ishkashim (Grenzuebergang nach Afghanistan) ist die Strasse im uebrigen hervorragend. Wir uebernachten meist bei Bauern in einem Dorf, in deren Garten wir das Zelt aufstellen.

Nach drei Tagen beschliessen die Schweizer, an warmen Quellen den Badebetrieb zu geniessen und einen Tag zu pausieren. Wir trennen uns also trotz des gemeinsamen Radfahrgenusses. Spaeter am Tag besichtige ich noch das Haus eines Universalgelehrten aus dem 19. Jahrhundert, der sich hier einen Sonnenbeobachtungsstein gebastelt hat und damit Solarberechnungen zum Kalender vornahm, aber auch Gedichte geschrieben und Musikinstrumente gebaut hat. Wir geniesen die herrlichen Ausblicke in die Seitentaeler mit Blick auf die 5-6000er schneebedeckten Berge des Hindukusch. Der Rueckenwind hilft die inzwischen schlechte Strasse zu bewaeltigen. Eigentlich koennte man einfach nur geniessen, leider hat mich der Durchfall inzwischen auch eingeholt und auch Thiemo zeigt immer noch Schwaecheperioden.

Bisher haben wir uns auf ca. 2800 m hochgearbeitet. In Langhar gibt es nun die letzten duerftig ausgestatteten Laeden und es geht aufwaerts. Nach den ersten beiden Serpentinen bestehe ich auf eine Mittagspause, an deren Ende eine Frau uns mit Plov (Reisgericht mit etwas Gemuese und Fleisch), Salat, Brot und Aprikosen versorgt Danach geht es steil nach oben, ab gerade als wir uns aufs Schieben verlegen wollen, kommen drei Jungs, die uns schieben wollen. Das erhoeht unsere Aufwaertsbewegung ungemein, wobei es sehr anstrengend ist, dabei die Lenkung zu halten und die Steinbrocken auf dem Weg zu bewaeltigen. Nach dem steilsten Stueck verabschieden wir sie mit einem kleinen finanziellen Obolus. Wir sind froh so schnell gestiegen zu sein, aber vollkommen ausser Atem. Die Strasse steigt weiter und auf 3600 m beschliessen wir, die Nacht zu verbringen. Ich fuehle mich ganz gut, Thiemo leidet unter Schwaeche und Appetitlosigkeit, ist aber zuversichtlich auch weiterhin gut durchzukommen. In der Nacht ist der Sternenhimmel ueberwaeltigend und selbst ich Blindfuchs sehe mal eine Sternschnuppe – die aber wirklich gross ist und einen 45 Grad Winkel beschreibt, bevor sie erlischt.

Die kommende Nacht verbringen wir dann auf knapp unter 4000 m, bevor den 4296 m Pass bewaeltigen. Der Aufstieg ist gar nicht so schwer zu bewaeltigen, obwohl der Weg jetzt wirklich nur noch Feldweg Charakter hat, aber da es trocken ist, kommt man gut ueber die Sand, Stein und Lehmpassagen hinweg. Mit kurzen Schiebeeinlagen ist das gut machbar. Albanien mit Regen erschien mir anspruchsvoller. Die Hoehe war spuerbar, aber mit dem langsamen Tempo gut auszugleichen. Ohne die Magen-Darmbeschwerden waere das ganze ein einziger Genuss gewesen.
Jenseits des Passes wird es uebrigens sandiger, die Landschaft gleicht einer Mondlandschaft und das Suesswasser weicht ausgetrockneten Bachbetten und Salzsehen. Und das ganze ist gepraegt durch eine Stille, die man in Mitteleuropa nicht mehr erfahren kann: kein Fahrzeug, kein Flugzeug, kein fernes Autobahnrauschen und ab und zu der Warnruf eines Erdmaennchens. Eigentlich traut man sich gar nicht weiterzufahren, da das so viel Laerm produziert.

Tja und treffen wir nach einer holprigen Abfahrt auf 4000m auch schon wieder den Pamir Highway. Er ist hervorragend asphaltiert, die paar chinesischen Laster (3 Stueck alle viertel Stunde) sind zwar ein starker Kontrast zu den letzten Erfahrungen, fahren aber so ruecksichtsvoll, dass wir die Strasse abwaerts gut geniessen koennen. Seit langer Zeit rollen die Raeder doch tatsaechlich auch mal wieder von alleine. So mischen sich Stolz ueber das Erfahrene mit Vergnuegen am Fahren. Im naechsten Ort uebernachten wir zur Erholung in einem Homestay knapp unter 4000 m Hoehe. Das Essen ist gut aber etwas karg (Suppe mit Kartoffeln und Zwiebeln zum Abendessen, Milchreis mit Joghurt zum Fruehstueck) – aber so sieht das Leben hier so aus. (Wobei unsere Gastgeber uns den Hard stuff wie vergorene Yak milch nicht zugemutet haben.)
Am kommenden Tag beschliessen wir, obwohl Thiemo immer noch nicht fit ist, Murgab erreichen zu wollen. Es gilt einen kleinen Pass von 4137 m zu bewaeltigen, aber dann geht es fast nur abwaerts.
An einem einsamen Gehoeft, beschliesse ich dem Schild, das Fisch verheisst, mein Mittagessen einzunehmen. Thiemo will die Zeit zum Ausruhen nutzen. Ich schaue der Frau des Hauses beim Brotbacken zu, bestaune Yakhoerner und die lebende Kreuzung aus Yak und Kuh – die Yaks sind auf der hoeheren Sommerweide –  und willige ein, zum Fisch noch Plov serviert zu bekommen. Leider habe ich nach einer Stunde Kurut(?) (getrockneter Yak-Yoghurt, salzig, Wurfballgroesse, staubig) probiert, Tee getrunken und den Plov genossen. Nur einen Fisch habe ich nicht gesehen. So brechen wir wieder auf und radeln nach Murgab, um zwei Tage Pause zu machen. Thiemo ist nicht fit, haelt aber durch. In Murgab treffen wir unseren belgischen Radlerkollegen wieder. Er hatte zwar eine kuerzere Route aber offensichtlich nicht schnellere Route gewaehlt und hat sich im Hotel einquartiert. Wir suchen die Unterkuenfte in meinem veralteten Lonely Planet, die gibt es aber nicht mehr, dafuer zzeigt uns ein aelterer Herr (wahrscheinlich wieder meine Altersklasse) sein Hostel, das preisguenstig aber ansprechend ist. Wir erhalten ein Doppelzimmer, duerfen die Kueche benutzen und verhandeln noch kosenloses Duschen. Die Tochter muss unsere Fahrradtaschen putzen, bevor wir sie ins saubere Zimmer bringen duerfen. Das (westliche) Sitzklo erfordert wie ueblich aber auch einen Gang ueber den Hof. Der Hausherr wird sich den ganzen Aufenthalt ueber ruehrend um uns kuemmern, wir erhalten hier Abendessen und Fruehstueck, duerfen fuer Mittagessen und Melonenorgien aber auch das Equipment mitbenutzen und koennen jederzeit Tee bestellen.

Hier in Murgab auf ca 3700 m Hoehe gibt es wieder Telefonverbindung, die ich ausgiebig nutze, um mit Winfried und Susanne zu kommunizieren. Internet finde ich in der Stadt aber erst am letzten Tag im Haus der amerikanischen Freundschaft (keine Ahnung welche Organisation dahintersteckt), an dem ich 5 mal vorbeilaufe, da kein Hinweisschild darauf hindeutet, was sich hinter der unscheinbaren Tuer verbirgt und dann erst 30 minuten vor Arbeitsende ankomme. Mit Blog schreiben war also nichts. Dann ist der Basar sehenswert: Er besteht aus 30 bis 40 Containern, die zu Laeden umgestaltet sind, in denen es Bonbons und Kekse, bzw Kekse und Bonbons zu kaufen gibt. Na ja Fleischbuechsen, Melonen und Paprika finden wir dann schon auch noch, genauso wie Batterien fuer meine Taschenlampe. Auch eine Apotheke gibt es im Ort, in der Thiemo sich Antibiotika fuer seinen Darmtrakt besorgt. Ab da geht es mit ihm aufwaerts. Na ja ein bischen fuehlt man sich hier mehr am Ende als auf dem Dach der Welt.

Aber die Pamirreisenden treffen sich hier. In unserem Hostel treffen am naechsten Tag noch ein oesterreichisches sympathisches Paerchen ein, das gerade den Pik Lenin (7120 m) bestiegen hat und uns berichtet, in der Naehe von Kashgar gebe es buergerkriegs aehnliche Zustaende, ueber die die westlichen Medien halt nicht berichteten. Das beunruhigt uns und vier koreanische Radler, die unterwegs nach Kashgar sind. Aber nach der Nachrichtenlage, die wir inzwischen haben, scheint die Warheit doch naeher an der westlichen Berichterstattung liegen: Es gab einen Zusammenstoss chinesischer Sicherheitskraefte mit (laut chinesischen Informationen bewaffneten?????) uigurischen Demonstranten mit nahezu 100 Toten in einer Stadt suedwestlich von Kashgar. Seitdem ist es aber wieder ruhig. Auf alle Faelle stellen wir uns schon mal auf viele Polizeikontrollen ein und werden uns bemuehen, moeglichst schnell in ruhigere Gefilde zu kommen.

Von Murgab aus nehmen wir den Hoehepunkt unserer Pamirreise in Angriff: den Ak-Baital Pass auf 4655 m. Zunaechst steigt die Strasse nur langsam an. Wir bewegen uns inzwischen nahe und parallel zur chinesischen Grenze, die auf tadschikischer Seite mit einem einfachen Stacheldrahtzaun gesichert ist. Thiemo laesst sich viel Zeit, um sich nicht zu ueberanstrengen, aber auch mir faellt der Anstieg bereits unterhalb von 4200 m schwerer als der 4300 m Pass im Wakhan Valley, obwohl die steilen Stellen erst oberhalb von 4200 m kommen. In meinem Magen rumort es wieder heftig. So erreichen wir den Pass erst gegen 6:00 Uhr abends. Wie ueblich sind die Ausblicke vor und nach dem Pass schoener als auf dem Pass selbst, trotzdem muss das obligatorische Passbild natuerlich geschossen werden. Inzwischen liegen wir im Schatten der Gipfel und mir wird kalt, zumal der Gegenwind eisig ist. Ich ziehe Pullover, Fliessjacke und Regenjacke sowie lange Unterhose an, trotzdem friere ich bei der Abfahrt, die sich auf unasphaltierter Strasse eher langsam gestaltet. Sobald der Weg flacher wird, hat sich wieder Waschbrettmuster auf der Strasse gebildet und mir holpert der Kopf durcheinander. Auf 4200 m nutze ich die Einladung einer Hirtenfamilie in ihrer Huette, die als Sommerlager dient, zu uebernachten. Ich fuehle mich total erschlagen.
Die Familie besteht aus der Mutter, einem behinderten Kind, einem kleinen Jungen und einem Studenten, der die Semesterferien zum Familienaufenthalt nutzt und ganz ordentlich englisch spricht. Der Vater arbeitet wohl im “Tal”.

Es gibt Plov mit Lammfleisch, Melone und viel Tee. Danach baut die Mutter die Huette zum Schlafplatz um (Tischtuch vom Fussboden entfernen und Matrazen fuer 6 Personen auslegen). Zusammen mit unseren Fahrradtaschen ist der Huettenboden damit auch vollstaendig bedeckt.

Am Morgen geht das Ganze dann rueckwaerts und wir verzehren Tee mit Milch, Brot und Yakbutter. Ich habe Magen-, Hals- und Kopfschmerzen. Ist das jetzt Folge der latenten Magenprobleme, der Hoehe oder der verschwitzten kalten Abfahrt. Ich beschliesse, es sei eine Kombination aus allen dreien und bin einfach energielos. Jetzt muss Thiemo staendig auf mich warten und als ich zu Mittag in Karakol verkuende, ich wuesste nicht, ob ich noch weiterfahren koenne, kuemmert sich Thiemo um Wasser und ein Mittagessen und goennt mir eine lange Mittagspause. Um 4 Uhr geht es mir dann wieder etwas besser, so dass wir beschliessen noch 20 km bei Gegenwind weiterzufahren. Ich bin total geschafft, als wir das Nachtlager aufbereiten, so dass Thiemo alleine fuer uns kocht und mich mit Essen versorgt. In der Nacht muss ich fuenf mal zum Pinkeln aufstehen und den Sternenhimmel geniessen, wobei der Mond inzwischen stoerend hell leuchtet. Am Morgen sind meine Beschwerden dann aber fast verschwunden. Ich fahre in langer Unterhose und Fleecejacke – ein Kaelteschutz, der angesichts des kalten Gegenwindes auch angebracht ist und nach dem ersten 4230 m Pass durch die Goretex Jacke noch ausgebaut wird. Ich kann heute aber wieder mit Thiemo mithalten, auch wenn ein Husten die Diagnose Erkaeltung mehr und mehr bestaetigt. Leider wird nach dem Pass die Strasse wieder schlechter und es gibt wieder Waschbrett vom feinsten. Wir kommen also langsamer als geplant vorwaerts in Richtung Grenze aber die Aussicht entschaedigt fuer vieles: Ist der scheebedeckte Gipfel dahinten Pik Lenin?

Endlich erreichen wir kurz vor dem zweiten 4280 m hohen Pass die tadschikischen Grenzanlagen nach Kirgistan. Es handelt sich um eine Ansammlung von Containern mit lustlosen Beamten und haben die Ausreiseformalitaeten nach 5 Minuten hinter uns. – Manchmal sind lustlose Beamte ein wirklicher Segen.  5 km spaeter stehen wir an der eigentlichen Grenze auf der Passhoehe. Eigentlich bietet der mal einen richtig schoenen Ausblick, leider sind die richt hohen Berge (ueber 6500 m) jetzt in Wolken und das verschlimmert sich waehrend der Abfaht noch. Gegen Abend troepfelt es dann sogar fuer 30 Minuten.

So verlassen wir also Tadschikistan. Die Eindruecke dieses Landes wurden vornehmlich durch die Landschaft und weniger durch die Menschen gepraegt – so viele wohnen ja auch nicht da, wo wir lang fuhren. Die Menschen gehen hier nicht mehr so natuerlich auf einen zu, brauchen laenger um aufzutauen und haben eine staerkere Scheu vor der Sprachbarriere. Hilfsbereit sind sie aber genauso und efaehrdet haben wir uns trotz fehlender Strassenbeleuchtung und trotz der nahen Afghanistan Grenze nie. Auch von der Drogenproblematik haben wir glueckllicher Weise nichts mitbekommen.  Gerade im Pamir wird dann aber klar, wie niedrig der Lebensstandard hier ist. Gegessen wird, was angebaut wird und vielleicht noch Kekse und Suessigkeiten dazu. Brot braucht man nicht zu verkaufen, das backt jede(r) selbst. Zerlumpt laufen die Leute aber auch hier nicht herum und meist schickt die Familie auch mindestens ein Kind zum Studieren. Wasserhygiene ist ein Problem und vielleicht helfen hier ja die Entwicklungsprojekte nicht nur den Radreisenden sondern auch der Bevoelkerung.

Uns hat es hier gefallen auch wenn wir gegen Ende wieder nach frischem Obst und Gemuesse gefiebert haben.

Das Land ist uebrigens ein Opel- und Lada-Land.

 

 

A

Usbekistan – Traumstaedte der Seidenstrasse Buchara und Samarkand

Nun sind wir also am 07.07.2014 in Usbekistan. Auf der Seite der Grenze bietet sich ein aehnliches Bild wie vor der Grenze: weite Steppe und zunaechst mal eine lange LKW-Schlange, die auf Abfertigung wartet.

Wir treffen zwischen den LKWs eine japanische Reiseradlerin die nach England fahren will und hier zelten wird, um am naechsten Tag moeglichst frueh nach Turkmenistan einzureisen. Nun ja sie wird den Wind im Ruecken haben, um die 500 km in fuenf Tagen zu meistern. Obwohl es schon spaet ist, wollen wir noch etwas von den LKWs wegfahren und zelten wenige Kilometer weiter am Strassenrand, in der Erwartung dass wegen der naechtlichen Schliessung der Grenze, der Verkehr minimal sein sollte. Ist er auch nur irgendwann mitten in der Nacht, haelt ein LKW mit laufenden Motor direkt neben unseren Zelten. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei. Am naechsten Tag wollten wir eigentlich Buchara erreichen. Nur diesmal erwischt es mich: ich bin total schlapp, muss staendig aufs Klo und der Gegenwind macht mich fertig. Das fuehrt zu einer langen Mittagspause im Schatten, in der ich mich tatsaechlich erhole, aber Buchara werden wir nicht mehr erreichen. In einem kleinen Laden verpflegen wir uns und tauschen 20$ in usbekische Som. Das Geldbuendel ist schon beeindruckend.

Dann fragen wir einen Bauern, wo wir die Zelte aufschlagen koennen. Er weist uns eine Wiese hinter seinem Haus zu, bringt uns Tee, Obst und ein Abendessen. Danach gehen wir zum Hof, wo sich auf dem Diwan die Familie mit Schwager, Sohn, Enkel etc. versammelt hat und schauen das Hochzeitsvideo des Sohnes und unterhalten uns praechtig soweit das geht, ohne die Sprache zu sprechen. Am Morgen gibt es dann Tee und Glueckwuensche zum 7:1 Sieg ueber Brasilien.
Noch am Vormittag erreichen wir Buchara und finden ein Zimmer in einem alten urigen Buchara Haus. Wir handeln noch ein Minifruehstueck heraus, der Besitzer ist aber sehr undurchsichtig zwischen muerrisch, beleidigt und hilfsbereit. Selbst kochen und Waesche waschen geht nicht (ich darf dann doch etwas waschen, aber Waesche aufhaengen fuehrt zu Aerger). Er empfiehlt uns ein Restaurant fuer den Abend, das uns das schlechteste Abendessen der bisherigen Reise beschert und eher teuer ist. Den Tag verbringe ich dann mit Blogschreiben, den naechsten mit Sightseeing.
Die Post, in der ich meinen Iranreisefuehrer etc zurueckschicke ist unbeschreiblich: ein halb verfallenes Gebauede, in dem in einem Zimmerchen im Hinterhof das Postamt ist. Die beiden Damen sind aber sehr hilfsbereit im Verschnueren des Paketes. Ob es jemals ankommt weiss ich nicht.
Buchara ist sehenswert: Laby Hauz – eine Teichanlage mit Restaurant und Flaniermeile drum rum – verbreitet eine eher ruhige Atmosphaere, die sich am Abend zu einem Kinderrummelplatz wandelt. Der Ark als ehemaliger burgartig angelegter Regierungspalast beeindruckt trotz der Zerstoerung durch russische Truppen im 19. Jahrhundert. Kolonturm und die danebenliegende Moschee faszinieren.

In der weiteren Reiseplanung muessen wir einen Weg finden, moeglichst frueh in Tadschikistan einzureisen, um genuegend Zeit fuer den Pamir zu haben und trotzdem Samarkand zu besichtigen. Wir entscheiden uns, nach Samarkand mit dem Bus zu fahren, einen Tag dort zu bleiben und von da aus weiter zu radeln, da die Strecke zwischen Buchara und Samarkand unspektakulaer mit schlechter Strasse sein soll. Vor dem Busbahnhof werden wir abgefangen und zu einem Bus gefuehrt, der unmittelbar nach Samarkand fahre. Er ist ueberteuert, da fuer die Fahrraeder gesondert Geld verlangt wird. Die alte resolute Dame und Herrscherin ueber die Fahrgaeste laesst nur wenig mit sich verhandeln und der Busfahrer hupt, wir sollten endlich einsteigen. Als wir dann im Bus sitzen, faehrt der Bus aber nicht los, sondern wartet, bis noch weitere Fahrgaeste ueberzeugt sind, einzusteigen und alle Plaetze belegt sind. Wir kommen also spaeter an als erwartet, aber immerhin kommen die Fahrraeder heil an.

Samarkand ist noch beeindruckender als Buchara. Die Herscher Timur (1370 ff) und Ulugbek (bis 1449) haben sich hier eine Hauptstadt voller Moschen, Medresen am Registran und Mausoleen hingestellt, nachdem die Stadt im 13. Jahrhundert von Dschingis Khan zerstoert worden war. Samarkand ist, was Prachtbauten angeht, das Highlight der bisherigen Reise und das schliesst Staedte wie Isphahan mit ein. Allerdings wird Samarkand auch fuer Touristen herausgeputzt. Die Sehenswuerdigkeiten sind eingebettet in Parkanlagen mit viel Wasser und Springbunnen und eine ueberdimensionierte Timurstatue darf auch nicht fehlen. Das Ganze ist inzwischen so in Mauern eingefasst, dass man als Tourist kaum eine Chance hat, die wirkliche Stadt zu sehen. Die besteht aus Lehmstrassen und aehnelt eher einem Bauerndorf mit Ziegen zwischen den Lehmhaeusern. Aber auch das ist sehenswert.

 

Wir kommen in einem Hostel unter und leisten uns ein Doppelzimmer. Wir treffen Reiseradler und Fernreisende mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und Zielen, mit denen wir uns austauschen koennen. Zwei Australier reisen durch die Welt und wollen alternative Energieerzeugungsinitiativen besuchen, ein deutsches Paerchen ist seit einem Jahr mit oeffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs im suedlichen Afrika, Suedamerika und jetzt zum Ende ihrer Reise in Zentralasien. Mit ihnen gehe ich in einer Brauerei ein Bier trinken, das seinen Namen auch verdient hat.

Am Nachmittag des naechsten Tages beschliessen wir das Besichtigungsprogramm, gehen einkaufen und brechen Richtung Dushanbe auf. Der direkte Weg nach Tadschikistan geht leider nicht, da der Grenzuebergang seit einigen Jahren geschlossen ist. So geht es nach Sueden ueber Boysan. Die Ausfallstrasse ist eine einzige Schlaglochpiste, was erklaert, warum nicht jeder mit den Geldsummen einverstanden ist, die in die Restauration der Touristenatraktionen gesteckt werden.

Wir fahren entlang eines malerischen Tales, wobei die Strasse immer steiler wird. Am Abend sind wir in einem Dorf, das nicht mehr aufhoeren will, also lassen wir uns an einem Restaurant anhalten und werden nach einem Schwaetchen eingeladen, auf dem typischen Diwan zu uebernachten. Wir essen hier dann auch noch gut und preiswert – mein Bier wird allerdings als 1,5 l Flasche serviert, von denen ich dann etwas an Angestellte des Hauses spendiere.

Am Morgen erhalten wir kein Fruehstueck, da alle mit dem Schlachten einer Ziege beschaeftigt sind. Ihr werden die Beine zusammengebunden und mit einem scharfen Messer die Halsschlagader durchtrennt. Das Tier ist dabei ruhig und gibt nur einen lauten Schnaufer von sich. Die Szenerie ist blutig aber nicht brutal.

Dann geht es hoch zum Pass auf 1700 m Hoehe, wo Kinder einen Esel peinigen, damit er sich zum Phototermin mit uns begibt. Das “Quaele nie ein Tier zum Scherz…” ist hier in der Gegend bei den Kindern nicht wirklich commom sense. Die Landschaftsszenerie ist umwerfend, der Pass aber so heiss, dass wir beschliessen, gleich wieder abzufahren. Hier geht es vorbei an vielen bewaldeten Ecken und vielen Ausflugsrestaurants, die mich ein wenig an Japan erinnern. Allerdings faehrt mir Thiemo staendig davon, so dass ich zu wenig Pause mache – da fehlt es etwas an Absprache zwischen uns. Jedenfalls bin ich am Abend – wir sind wieder in einer Ebene – fix und fertig und Schlafplatz suchen, gestaltet sich wegen der Wohnbebauung und der Felderwirtschaft als schwierig. An einem Kiosk halten wir erschoepft und nach ein paar Worten mit dem englisch sprechenden Betreiber, werden wir zu ihm nach Hause eingeladen. Er ist gelernter Petrochemiker aber arbeitslos und hofft in dem gerade im Bau befindlichen Werk, Arbeit zu finden. Solange arbeitet er im Kiosk seiner Mutter. Er spricht gutes Englisch, so dass wir viel ueber Usbekistan erfahren, Wodka probieren muessen, es aber bei einem kleinen Schluck belassen koennen. Wir bekommen einen Schlafplatz auf der typischen Diwanbuehne im Hof zugewiesen, auf der wir Abendessen erhalten und vor der ein Fernseher aufgebaut ist. Es ist der 13.7. und wir schauen hier gemeinsam das WM-Endspiel Argentinien – Deutschland.

Unausgeschlafen geht es am naechsten Tag mit vielen Pausen weiter. Die Landschaft nach Boysan wechselt zwischen bergig, wellig – einen halben km aufwaerts dann wieder abwaerts und das ganze 10 mal – und eben. Langweilig wird es nie. Wir uebernachten an einem Pass in einem Bauwagen. Unter uns liegt ein Rangierbahnhof ueber uns auf dem Gipfel eine beleuchtete weithin sichtbare Lokomotive. Am letzten Tag in Usbekistan endet die Schlafplatzsuche wieder im Hof eines Bauernhofes.

Letztendlich haben wir in Usbekistan also nur einmal in freier Natur (direkt hinter der Grenze) geschlafen, obwohl Uebernachten bei Einheimischen nicht erlaubt ist – ob das im Hof schlafen mit einschliesst, wissen wir nicht.

Turkmenistan – Durch die Wueste

Unsere Erwartungshaltung fuer Turkmenistan war: Es wird heiss, die Landschaft oede, der Wind heftig und aus der falschen Richtung, Menschen werden wir kaum zu Gesicht bekommen und wir muessen auf Schikanen der selbstherrlichen Beamten in einem totalitaeren Staat gefasst sein. Das Ergebnis war: Es war heiss aber ertraeglich, die Landschaft war faszinierend und wenn man sich fuer die Menschen Zeit genommen hat, sind sie auch aufgetaut und wurden richtig zugaenglich und hilfsbereit. Die Beamten haben sich gefreut, mal Exoten wie uns Radfahrer zu sehen und wollten am liebsten ueber Fussball reden. Wir waeren gerne laenger geblieben, wenn nicht die restriktiven Visabestimmungen existieren wuerden, die maximal 5 Tage Transit erlauben. So fuehlten wir uns doch etwas gehetzt, die 500 km abzuradeln.

Entsprechend des Zeitdruckes waren wir zur Grenzoeffnung um 7:00 ausreisebereit. Die Grenze oeffnete auch, nur der iranische Zollbeamte kam halt erst um 8:00 und wollte unser Gepaeck tatsaechlich kontrollieren, wobei ich nicht weiss, wie er bei der Art der Kontrolle irgendetwas finden wollte: Tasche oeffnen, erklaeren was drin ist, kurzer Blick rein und weiter.

An der turkmenischen Kontrolle war das zeitaufwaendige, dass die Turkmenen meinen, sie muessten unsere Zollerklaerung selbst ausfuellen – der arme Beamte schwitzte ganz schoen, beim Herausfinden was jetzt Nach- und was Vorname ist, was Buergermeisteramt bedeutet und wie man das auf kyrillisch schreibt. Aber es waren immer alle freundlich zu uns und wir konnten das Rennen am 3.7.2014 11:00 Uhr (turkmenische Zeit) gegen den Wind und die Hitze aufnehmen.

Das Rennen gegen die Zeit durch die Wueste kann beginnen - wobei uns nicht klar ist, ob das denn schon Wueste ist.

Das Rennen gegen die Zeit durch die Wueste kann beginnen – wobei uns nicht klar ist, ob das denn schon Wueste ist.

Wir starteten aber etwas ungluecklich. An der ersten Kreuzung liesen wir uns von einem Tankstellenwart und einem Autofahrer auf die Hauptstrasse schicken, die 40 km laenger ist, was die Strecke von 480 auf 520km verlaengerte. Ausserdem war die Strasse schlecht und fuehrte genau gegen die Windrichtung. Aber wir kaempften – ich meist im Windschatten von Thiemo und am Abend hatten wir immerhin gut 80 km geschafft und waren zudem von einer Baumwollplantage ueberrascht worden, die von Bewaesserungskanaelen gespeist wurde, was uns am Abend im Zelt auch noch eine Steckmueckenplage bescherte.

Auch hier gibt es schattige Plaetzchen

Auch hier gibt es schattige Plaetzchen

Baumwollplantagen hatten wir nicht erwartet und es gibt noch andere Radfahrer hier

Baumwollplantagen hatten wir nicht erwartet und es gibt noch andere Radfahrer hier

Dieser erste Tag sollte sich als anstrengenster herausstellen, denn in den naechsten Tagen hatten wir den Wind nicht mehr frontal gegen uns sondern eher seitlich von vorne.  Die Strassenqualitaet wird trotz eines Gegenbeispiels ebenfalls besser.

Bruecke mit Loch

Bruecke mit Loch

Der Verkehr war ertraeglich, da die LKW fahrer meist mit weiten Abstaenden ueberholten, die PKW Fahrer (Toyota ist hier die Marke der Wahl) rasen allerdings teilweise ziemlich unverschaemt an einem vorbei.

Am zweiten Tag begegnen wir dann einem “Cafe”. Der grosse Komplex ist fast zerfallen aber ein Gebaeude beherbergt eine Verkaufstelle, in der wir uns mit Wasser eindecken und ein Cafe, in dem wir einen Nescafe serviert bekommen, das mit 5 m hohen Stuckdecken und Plueschvorhaengen ausgestattet ist – guter Sovietstil halt. Auch hier gilt, die Frauen sind zunaechst muerrisch und am Ende nach der Photosession bekommen wir noch  Wasser geschenkt.

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Langsam wird es richtig heiss (38-40 C im Schatten – nur laesst sich der Schatten schwer definieren) und dann bekommen wir noch unsere ersten Kamele zu Gesicht

Unsere ersten Kamele - oder sind es Dromedare finden hier viel zu fressen

Unsere ersten Kamele – oder sind es Dromedare finden hier viel zu fressen

und schaffen es, Mary zu erreichen, das uns mit zerfallenen und renovierten Wohnblocks, breiten Strassen und turkmenischen Prachtbauten ebenso ueberrascht, wie mit herausgeputzten Frauen (es ist Freitag abend).

Wieviele Satellittenschuesseln braucht ein Wohnlock

Wieviele Satellittenschuesseln braucht ein Wohnlock

goldene Statuen und...

goldene Statuen und…

Prachtbauten, ...

Prachtbauten, …

Prachtbauten,...

Prachtbauten,…

goldene Statuen,..

goldene Statuen,..

und noch mal Prachtbauten. Was sich hinter den Bauten verbirgt, war da eher zweitrangig

und noch mal Prachtbauten. Was sich hinter den Bauten verbirgt, war da eher zweitrangig

Die drei Grazien interessieren sich mehr fuer ein Taxi als fuer uns.

Die drei Grazien interessieren sich mehr fuer ein Taxi als fuer uns.

Vor lauter Fotographieren, vergessen wir die Zeit und die Schatten werden laenger. Zum Zelten wollen wir noch aus Mary herausfahren, aber da kommt erst der Flughafen, dann kommen Wohnsiedlungen und keine Aussicht auf ein ruhiges Plaetzchen. So fragen wir neben einem Computerladen mit grosser Hofeinfahrt, ob wir hier uebernachten koennten. Die Hofeinfahrt entpuppt sich als Zugang zu einem Komplex mit Innengarten und Haeusern drum rum, in denen eine Grossfamilie wohnt. Wir bekommen den Diwan als Schlafplatz zugewiesen und es wird uns Tee, Suppe mit Rinderfuessen (besteht aus Knochen, Fett und Knorpel, schmeckt nach 130 km aber hervorragend), gefuellte Teigtasche, Tomaten und Obst angeboten. Nach kurzer aber interessanter Unterhaltung legen wir uns schlafen.

Der Teppich war unser Schlafplatz, der Innenhof unsere Aussicht.

Der Teppich war unser Schlafplatz, der Innenhof unsere Aussicht.

Wir haben an dem Tag 3l Wasser, Tee, ein Abendessen und eine Uebernachtung geschenkt bekommen. Der Wind war uns wohlgesonnen und unseren Umweg vom Vortag haben wir – ohne uns zu ueberanstrengen wettgemacht. Dabei haben wir noch Wueste, Kamele und eine turkmenische Prachtstadt erlebt  – was will man mehr von einem Tag.

Die naechsten Tage sind nicht weniger interessant. Mein vierter Platten nach 8000 km kann uns aergern aber nicht stoppen. Und die Wuestenimpressionen sind beeindruckend.

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Sand und Strauch

Sand und Strauch

Weite

Weite

Die Vegetation kaempft sich durch

Die Vegetation kaempft sich durch

die schoenste Duene, die wir sahen

die schoenste Duene, die wir sahen

Das Wort Kurort verstehen wir - was es hier zu kurieren gibt nicht.

Das Wort Kurort verstehen wir – was es hier zu kurieren gibt nicht.

Alle 20-50 km gibt es die Moeglichkeit, Pause zu machen - besser man weiss vorher, wie weit es ist. Aber 3l Wasser sind ausreichend, um die Distanzen zu bewaeltigen.

Alle 20-50 km gibt es die Moeglichkeit, Pause zu machen – besser man weiss vorher, wie weit es ist. Aber 3l Wasser sind ausreichend, um die Distanzen zu bewaeltigen.

Pausenstation Jurte - hier heisst es sich fuer die naechsten 50 km mit Wasser einzudecken.

Pausenstation Jurte – hier heisst es sich fuer die naechsten 50 km mit Wasser einzudecken.

Wir bekommen im Restaurant Teigtaschen geschenkt und ...

Wir bekommen im Restaurant Teigtaschen geschenkt und …

eine Lehrstunde im Teigtaschenmachen

eine Lehrstunde im Teigtaschenmachen

Findest du keinen Schatten, mach dir welchen

Findest du keinen Schatten, mach dir welchen

Kamele auf der Weide

Kamele auf der Weide

es schmeckt

es schmeckt

gluecklicher Weise, sieht man nicht, wie ich schaue

gluecklicher Weise, sieht man nicht, wie ich schaue

Rad oder Kamel, was wueden sie waehlen

Rad oder Kamel, was wueden sie waehlen

Was mit dem Radfahrer passierte, ist nicht ueberliefert

Was mit dem Radfahrer passierte, ist nicht ueberliefert

Die Wueste macht bei der Fahrzeugwahl erfinderisch

Die Wueste macht bei der Fahrzeugwahl erfinderisch

Wuestentransport

Wuestentransport

auch oeffentliche Verkehrsmittel gibt es

auch oeffentliche Verkehrsmittel gibt es

Esel -Auch ein Transportmittel

Esel -Auch ein Transportmittel

Wassertransport - zum Kochen haben wir es nicht gebracht

Wassertransport – zum Kochen haben wir es nicht gebracht

Zug geht auch als Transportmittel

Zug geht auch als Transportmittel

Fruehstueck in der Wueste

Fruehstueck in der Wueste

Heringe halten im Sand nicht - und so ist der Zeltaufbau etwas spannungsarm. Gluecklicherweise windet es nicht.

Heringe halten im Sand nicht – und so ist der Zeltaufbau etwas spannungsarm. Gluecklicherweise windet es nicht.

Mit ein bischen Sonnenschutz kann man auf Sonnencreme verzichten

Mit ein bischen Sonnenschutz kann man auf Sonnencreme verzichten

Am 7. Juli erreichen wir dann um die Mittagszeit Turkmenabat, von hier sind es nur noch 20 km zur Grenze, die wir um 5 Uhr erreichen muessen. Daher lassen wir uns Zeit,

Auch hier: zerfallende Wohnblocks aus sozialistischen Zeiten

Auch hier: zerfallende Wohnblocks aus sozialistischen Zeiten

und breite Strassen mit renovierten oder neuen Wohn- und geschaeftseinheiten

und breite Strassen mit renovierten oder neuen Wohn- und geschaeftseinheiten

die Stadtbusse wuerden jedes Verkehrsmuseum erfreuen...

die Stadtbusse wuerden jedes Verkehrsmuseum erfreuen…

.. und finden sich in vielen Variationen

.. und finden sich in vielen Variationen

Im Laden haben wir uns nach der Wueste neu versorgt, davor lange Mittagspause gemacht und danach Photosession mit dem Personal

Im Laden haben wir uns nach der Wueste neu versorgt, davor lange Mittagspause gemacht und danach Photosession mit dem Personal

Der Blick auf den Bahnhof. Eine Zugreise durch Turkmenistan muss auch ein Erlebnis sein.

Der Blick auf den Bahnhof. Eine Zugreise durch Turkmenistan muss auch ein Erlebnis sein.

Eine Statue von Turkmenbashi darf natuerlich auch nicht fehlen. Sein Nachfolger betreibt etwas weniger Personenkult.

Eine Statue von Turkmenbashi darf natuerlich auch nicht fehlen. Sein Nachfolger betreibt etwas weniger Personenkult.

die Stadt auf uns wirken zu lassen.

Die Stadt verlaesst man ueber eine Pontonbruecke ueber einen breiten Fluss, der aus dem Pamir kommt, Afghanistan passiert und dann durch Turkmenistan nach Usbekistan. Ein Flussschiffer wuerde uns am liebsten auf seinem Kahn mitnehmen – aber da sprechen unsere Visumsbestimmungen dagegen.

Ganz unproblematisch ist das Befahren der Bruecke nicht.

Ganz unproblematisch ist das Befahren der Bruecke nicht.

Turkmenabat verlaesst man auf einer schwimmenden Pontonbruecke. Auch auf dem Fluss kaeme man ins Pamirgebirge (bzw nach Afghanistan)

Turkmenabat verlaesst man auf einer schwimmenden Pontonbruecke. Auch auf dem Fluss kaeme man ins Pamirgebirge (bzw nach Afghanistan)

In der Toilette hinter der Bruecke entdeckt Thiemo, welchen Weg die Registrierungen, die die Polizeikontrollstellen akribisch durchfuehren, letztendlich gehen.

In der Toilette hinter der Bruecke entdeckt Thiemo, welchen Weg die Registrierungen, die die Polizeikontrollstellen akribisch durchfuehren, letztendlich gehen.

Nach einem Toilettenbesuch (so schlimm sah es in der Regel auf den Hock- bzw. Plumpsklos nicht aus) machten wir uns dann auf, um Turkmenistan zu verlassen. Wir waeren gerne laenger geblieben und werden die freundlichen Menschen in Erinnerung behalten. Schade, dass die Regierung den Besuch dieses Landes so schwierig gestaltet.

20 Minuten vor fuenf passieren wir die km lange LKW Schlange vor der Grenze nach Usbekistan, um puenktlich auszureisen.

20 Minuten vor fuenf passieren wir die km lange LKW Schlange vor der Grenze nach Usbekistan, um puenktlich auszureisen.

Die Ausreise aus Turkmenistan ging dann schnell – keine Fragen und auch keine Hotelnachweise etc. wurden verlangt. Die Einreise in Usbekistan gestaltete sich etwas langwieriger. Die Devisenerklaerung ausfuellen und dann wollten sie wirklich die Taschen durchkramen und checkten insbesondere unsere Medizintaschen. Mein Antibiotikum war ihnen unbekannt, nach einer Rescherche im Computer gab der Grenzbeamte sich dann doch zufrieden und gegen 19:00 Uhr starteten wir unser Abenteuer Usbekistan.

 

 

Imam Reza und Abschied vom Iran

Tja der Besuch des Schreins in Maschad gestaltete sich etwas anders als von uns gedacht. Der Schrein als Pilgerstaette der shiitischen Muslims ist dann doch zu heilig fuer uns Unglaeubige. Die gesamte Pilgeranlage in ihrer Groesse mit ihrer goldenen Kuppel und ihren verschiedenen Vorhoefen aus verschiedenen Jahrhunderten ist eindrucksvoll, aber es wird uns ein Guide zur Seite gestellt, der nicht viel zu erzaehlen weiss, aber uns davon abhaelt, den Schrein selbst und einen besonders heiligen Vorhof zu betreten. Den von Kristall glitzernden Eingang duerfen wir dann aber doch bestauenen. Dafuer durften wir dann einen Film ansehen, der uns die Anlage vorfuehrt  und ein Geistlicher bringt uns das Wesen des Imams naeher – im Reisefuehrer steht mehr drin, aber das Ganze war lieb gemacht und halt etwas froemmelnd – kindisch – kitschig – im Wesen aber nicht so viel anders als katholische Wallfahrtstaetten. Sehenswert war die Anlage allemal und der Besuch ein Erlebnis fuer sich. Die Pilgermassen haben wir nicht ausgemacht – unserGuide meinete, der Ramadan sei da Konjunktur daempfend. Im uebrigen wurden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass die Shiiten nichts mit irgendwelchen muslimischen Terroristen oder den sunnitischen Gotteskriegern im Irak am Hut haetten – die wuerden eher von den Saudis gesponsert.

Trotz Ramadans sind wir aber auch in Mashad zu Essen und Trinken gekommen. Am naechsten Tag ging es dann Richtung Grenze. Rausfahren aus der Grossstadt war nicht schoen, zumal die Luft voller Smog war.  Die LKW-dichte nahm mit der Entfernung von Mashad aber auf ein ertraegliches Mass ab.  Die Landschaft war karg bis wuestenartig, die Temperaturen bei 32-33 C aber ertraeglich. Unerwarteter Weise mussten wir, obwohl die Grenze 600m tiefer als Mashad liegt, auch noch eine Bergkette ueberwinden (Schneekettenschilder in der Wueste sind immer ein Motivationsschub) und das bei immer heftiger werdenden Gegenwind. An einem Moschee/Restaurantkomplex gaben wir den Kampf gegen den Wind auf. Zelt aufstellen auf dem Plattenboden ging mal wieder nicht und so legten wir uns nach dem Abendessen im Restaurant einfach – mit der Erlaubnis des Aufsehers – im Windschatten der Moschee in unsere Schlafsaecke. Am naechsten Tag war der Berg dann einfacher zu bewaeltigen und die Landschaft besser zu geniesen. Der Iran versucht, uns den Abschied besonders schwer zu machen und so bekommen wir trotz Ramadan im Laufe des Tages, 3 Melonen, 1 kg Obst, Tomaten und Gurken geschenkt. Das Essen im Restaurant ist erstaunlich billig und gut. Uebernachten duerfen wir kostenlos beim roten Halbmond.

Das Fazit zum Besuch im Iran:

Die Menschen hier sind in ihrem Wesen einfach freundlich, hilfsbereit und fuersorglich. Dass die Fuersorge manchmal fuer den Umsorgten auch laestig werden kann – steht dabei auf einem anderen Blatt. Die Freundlichkeit gilt im uebrigen auch fuer die Polizisten und auch fuer die Geistlichen, denen wir begegnet sind. Irgendwie hat man das Gefuehl, einfach nur von lieben Menschen umgeben zu sein und genau das wollen die Menschen auch, dass man aus ihrem Land mitnimmt. Immer wieder kommt die Frage, ob man ihr Land gut und schoen findet und der Hinweis, dass man friedliebend sei und mit dem militanten Islam nichts gemein hat. Zum Reich des Boesen zaehlt der Iran mit Sicherheit nicht, eher fuehlt man sich hier sicher und geborgen und man muss aufpassen, dass man nicht alle Vorsichtsmassnahmen bezueglich Diebstahl etc. vergisst. Unter dem Gegensatz zur offiziellen politischen antizionistischen und antiamerikanischen Propaganda leiden die Menschen wohl auch selbst. Als Tourist ist man damit aber eher nicht konfrontiert.

Dann gibt es noch ein paar Negativpunkte. Der Iran hat ein Drogenproblem und ich wurde dreimal zum Marihuana Rauchen eingeladen. Allerdings genuegte auch hier ein einfaches Abwehren, die Anbieter wurden nie so aufdringlich, dass ich mich irgendwie genoetigt oder bedroht fuehlte. Der zweite Punkt ist die Einschaetzung von Adolf Hitler. Offensichtlich liegt hier ein komplettes Missverstaendnis fuer das System des Nationalsozialismus vor. Jedenfalls kann ich nichtverstehen, wenn man den religioesen Fundamentalismus und die damit verbundenen Verbote kritisiert und dann das System Hitler als Alternative sieht. Nur stolz sein auf das eigene Ariertum und Antiamerikanismus bzw Antizionismus reichen fuer mich als Erklaerung nicht.

Gestoert hat mich, das offizielle Verbot, privat zu uebernachten, was bei der Freundlichkeit der Iraner fast unmoeglich durchzuhalten ist und speziell fuer die Gastgeber unangenehm werden kann. Richtig brutal fand ich den Kleiderzwang fuer Frauen am Strand, der den religioesen Rigorismus von seiner unschoenen Seite zeigt. Ansonsten gehen die Frauen sehr zwanglos mit der Kleiderordnung um, man trifft die verhuellte Frau in schwarzen Kleidern ebenso wie die hochgestylte modisch gekleidete junge Dame mit einer Andeutung von Schleier auf dem Hinterkopf.

Vom Wohlstand her kann es der Iran locker mit der Tuerkei, Griechenland und dem Balkan sowieso aufnehmen, wobei das Preisniveau fuer den taeglichen Bedarf weit darunter liegt. Trotz Boykott gibt es von Coca Cola bis Apple alles zu kaufen. Die PKW Landschaft wird uebrigens von Peugot dominiert, die Strassen sind in einem hervorragenden Status, wenn auch voller als in der Tuerkei. Die Fahrweise der Autofahrer ist gerade beim Einfaedeln an Kreuzungen gewoehnungsbeduerftig – wenn man es aber mal kapiert hat, kommt man als Radfahrer gut damit zurrecht, zumal der Verkehr eher langsam ist.

Alles in allem kann man den Iran als Reiseland nur empfehlen, sowohl von Infrastruktur als auch von der Sicherheit her und von der Erfahrung mit den Menschen, ist ein Besuch hier einfach nur ein Genuss.